Wenn Heiko und ich wandern gehen, geht es meistens gut aus. Dieses Mal brauchte es einen Bambusstab, um durch das Dickicht zu kommen. Die beste Wanderung in Longsheng war das hier sicher nicht. Als Belohnung gab es Bier und Eis. Und den Tipp, nächstes Mal lieber nach Pingan zu wandern. Keine Belohnung, aber eine Witzigkeit, war dann noch das Gruppenfoto mit den chinesischen Ladies und verschwitztem Gesicht. Dann ging es auch schon wieder zurück nach Guilin.
Longsheng-Reisetipp Nr. 4: Sonnenaufgang vom höchst gelegenen Hotel aus anschauen
Die Sonne über Reisterrassen aufgehen zu sehen, ist sicher eines der schönsten Erlebnisse, die man haben kann. Darum stellen wir uns heute den Wecker auf 6 Uhr. Schnell in die Klamotten gesprungen und 10 Minuten den Berg hinauf zum zweithöchsten Hotel hier im Tiantouzhai Village gelaufen. Ein paar Meter darunter ist eine große Aussichtsplattform. Da die aber voll war mit lauten Chinesen ist, laufen wir einfach etwas weiter nach oben. Und siehe da: Hier ist es ruhig und wir haben den Sonnenaufgang ganz für uns alleine.
Um 7.30 Uhr sind wir wieder im Hotel und legen uns noch einmal hin. Heute soll alles ganz entspannt sein – denken wir noch. Also dösen wir so rum, immer mit dem Blick auf die Reisfelder und ins Grüne. Zum Frühstück auf der Hotelterrasse gibt es einen Bananen- und einen Gemüsepancake sowie vier kleine mit süßer Bohnenpaste gefüllte Steamd Buns. Es ist ziemlich fettig und ich habe etwas Angst um unsere Mägen. Aber um 9 Uhr rollen wir ohne Bauchschmerzen den Berg hoch.
Longsheng-Reisetipp Nr. 5: Den schönsten Blick vom Aussichtspunkt Music from Paradise
Unsere Tour startet mit einem weiteren tollen Ausblick: Music from Paradise. Hunderte von Reisterrassen-Stufen breiten sich unter uns aus, wie Wellen an saftigem Grün. So stellen wir uns auch den restlichen Weg vor, der uns durch den Wald bis zum Buddha View-Point bringen soll, der sich östlich von uns befindet. Wenn wir schlau gewesen wären, hätten wir uns schon denken können, dass der dichte Wald vor unseren Augen nicht viele Ausblicke gewährt. Aber warum nachdenken? Einfach los laufen.
Longsheng-Reisetipp Nr. 6: Wandere UM KEINE Umstände ganz oben durch den Wald zum Buddha View-Point
Absolute Ruhe hat man auf dem Weg bestimmt. Außer uns läuft nämlich kein Dummie hier lang. Heiko muss nur mein ständiges Fluchen, unterbrochen von Heuleinlagen, ertragen. Er selbst leidet stumm. Auf diesem Weg solltest Du nicht in Longsheng wandern gehen.
Der Weg ist quasi nicht existent und wird entgegen unserer Erwartungen auch nicht besser. Wir laufen Minitrampelpfade entlang, die vor uns vielleicht eine handvoll Menschen geebnet haben. Alles ist verhangen mit schilfartigen Pflanzen, die uns kleine Ratscher über die gesamten Beine hinterlassen, ab und an pieksigem Grünzeug, einer Art Pusteblume und Klettpflanzen. Hier und da müssen wir in Hockposition unter riesigen Spinnennetzen Limbo tanzen oder bleiben mit unseren Daypacks in Ästen über uns hängen.
Bald findet Heiko einen Bambusstab, den er als Waffe gegen die Spinnennetze einsetzt und das Grünzeug aus dem Weg schlägt.
Ausblicke gibt es eigentlich nur einen, als wir durch ein Reisfeld laufen müssen. Ab und an kommen wir an einem Flüsschen vorbei, was vielleicht noch als das Highlight des Weges bezeichnet werden kann.
Aber ich will mich nicht beschweren. Wir haben immerhin keine Schlagen gesehen, so wie zwei Mädels, die wir ein paar Tage später treffen sollten. Ob die giftig sind, haben wir lieber nicht gefragt.
Longsheng-Reisetipp Nr. 7: Der Buddha View-Point lohnt sich nur semi – wandere lieber Richtung Pingan
Nach 1 ½ Stunden kommen wir endlich auf der anderen Seite an. Hier erwarten uns mal wieder Baustellen, Touristenstände und viele viele chinesische Touristen, die geh-faul sind und mit dem Lift hoch- und wieder runterfahren.
Auf den Jungle-Schreck holen wir uns erst einmal zwei kühle Bier und Nusseis. Ich werde hier tatsächlich fast zum Biertrinker. Das Tsintao ist beinahe lecker, weil es wenig nach Bier schmeckt.
Plötzlich kommt eine Reisegruppe von älteren Damen in gelben Shirts an. Ich mache den Fehler und lächle die eine zu lange an. Schon kommen drei Frauen zu uns gerannt, grabschen meine Schulter an und machen ein Foto mit mir – natürlich ohne zu Fragen. Ich zeige schadenfroh auf Heiko und sie machen entzückt auch eins mit ihm.
Mit der Seilbahn geht es zurück ins Tal Richtung Dazhai
Dann geht es mit der Seilbahn nach unten ins Tal. Ich liebe Seilbahnfahren. Und davon scheint es in China sehr sehr viele zu geben. Praktisch, so kommt man auf alle Viewpoints, ohne etwas dafür tuen zu müssen.
Unten angekommen haben wir noch zwei Stunden bis unser Bus zurück nach Guilin fährt. Wir setzen uns in ein Restaurant direkt am Fluss. Eigentlich wollen wir nur Kartoffelschnitze und Beef essen. Die Dame des Hauses macht aber geschickt einen Upsell und verkauft den Bambusreis noch mit dazu. Und das war tatsächlich eine gute Idee.
Bambusreis wird mit zu meinem Lieblingsessen hier. Ursprünglich haben die Dorfeinwohner Bambusreis als praktische Mahlzeit für unterwegs mitgenommen. Der Reis mit Gemüse (zum Beispiel Pilze und Mais) wird zusammen mit ausreichend Wasser in eine Bambusröhre gestopft und über dem Feuer gebraten, bis der Bambus schwarz ist. Der Reis bekommt so ein leckeres Bambus- und Röstaroma. Bezahlen sollten wir dann übrigens 1,15 € mehr, als in der Karte stand. Warum, konnte man nicht sagen. Wir haben dann auf 0,83 € runtergehandelt.
Wieder in Guilin geht es an die Planung für Yangshuo
Die Rückfahrt nach Guilin lief dann ohne Probleme. Angekommen holen wir uns am Obststand noch eine Drachenfrucht, Bananen und etwas, was ich noch nie gesehen habe und immer noch nicht weiß wie es heißt. Sie ist gelb mit runden Stacheln. Innen ist eine zähflüssige Masse mit großen Kernen. Es schmeckt irgendwie nach Gurke. Nur eine bedingte Essens-Empfehlung. UPDATE: Die Frucht heißt Horngurke.
Im Hostel planen wir die nächsten Tage. Weil wir erschöpft vom anstrengenden Reisen durch China sind und keine Lust auf Stress haben, buchen wir eine Tour von Guilin nach Xing Ping. Dabei geht es mit dem Boot über den Li River, was wir eh vor hatten. Statt dann aber am Nachmittag zurück mit der Tour nach Guilin zu fahren, wollen wir in Xing Ping bleiben.
Ganz ursprünglich wollte ich eigentlich nach Yangshuo, weil man hier romantisch mit dem Fahrrad den Yulong River entlang fahren und auf nicht-motorisierten Bambusbooten runter schippern kann. Als Heiko fragte, warum wir eigentlich nicht in Xing Ping bleiben, fielen mir diese beiden Argumente leider nicht mehr ein. Darum stornierten wir spontan unser Yangshuo-Hotel mit Pool (!) und buchten spontan Xing Ping. Warum Spontanität bei uns nicht gut läuft, liest Du morgen.
Die Mitarbeiter des Hostels helfen uns dann auch noch beim Rücktransport. Von Xing Ping wollen wir weiter nach Fenghuang. Das Busticket kann man nicht online kaufen, sondern muss es direkt am Bahnhof abholen. Es fährt jeden Tag nur ein Bus. Damit wir mit ruhigem Gewissen nach Xing Ping fahren können, wollen wir morgen früh mit dem Taxi zum Bahnhof, das Ticket kaufen und dann mit der Tour runter nach Xing Ping.
Du willst noch wissen, was es zum Abendbrot gab? Toll dass Du fragst: Wontons, Drachenfrucht und Horngurke, dazu einen Tequila Sunrise und Bier. Prost, auf uns!
Longsheng-Reise-Tipp Nr. 8: Fahre direkt von Longsheng nach Yangshuo
Statt gleich auf diese schlaue China Bus-Seite hier zu gucken, habe ich mich auf Reiseblogs verlassen – ohne die Aktualität zu beachten. Mir erschien es nämlich, dass es keine direkte Verbindung zwischen Longsheng und Yangshuo gibt. Darum sind wir extra noch einmal nach Guilin gefahren, haben da geschlafen und sind dann erst am nächsten Tag weiter nach Yanghsuo bzw. jetzt ja Xing Ping. Dabei fahren zwei Busse täglich direkt über Guilin weiter nach Yangshuo. Naja, Du kannst es jetzt besser machen als wir.
Meine Ausgaben heute
Tjaa, leider leider ist meine Exceltabelle abgestürzt und hat alle meine Kosten für China gelöscht. Ich habe versucht etwas zu rekapitulieren. Ab Tibet habe ich wieder alles getracked. In Guilin haben wir pro Person 417,82 € abgehoben. Die Summe hat bis Zhangjiajie City gereicht.
Was kostet Longsheng?
- Frühstück im Hotel: Bananen-Pancakes für ? €
- Bier und Eis: ? €
- Bambusreis mit Gemüse: ? €
- Seilbahn ins Tal: ? €
- Rückfahrt nach Guilin: 9,64 €
Was kostet Guilin?
- frisches Obst (Drachenfrucht, Bananen, Horngurke: ? €
- Taxi zum Hostel: 1,50 € p.P.
- 1 Nacht im Guilin Cyan Box Hostel (Doppelzimmer): 4,50 € p.P.
- Abendessen: Wontons und einen Tequila Sunrise für ? €