Vor vier Tagen bin ich in der Wat Pa Tam Wua Forest Monastery gelandet. In dem buddhistischen Waldkloster in Thailand wollte ich lernen zu meditieren und erleben, wie das Leben eines Mönches ist. Ich habe fünf Stunden täglich meditiert, drei Tage lang geschwiegen, vier Nächte wie ein Mönch auf dem harten Boden geschlafen, mich 94 Stunden nur mit mir, meinen Gedanken und meinem Leben auseinandergesetzt:
Wer bin ich? Was will ich im Leben? Was sind meine Werte und wofür stehe ich jeden Tag auf? Wie kann ich nachhaltig und dauerhaft glücklich werden?
Im letzten Teil meiner Meditieren-in-Thailand-Reihe beschreibe ich den letzten Programmpunkt im Kloster, aber vor allem, die 3 Dinge, die mich Meditieren gelehrt hat und was ich davon mit in meinen Alltag nehmen möchte.
Oh mein Buddha, meditieren ist unfassbar anstrengend. Vor allem beim Sitzen und noch viel mehr beim Liegen habe ich ständig das Gefühl zu fallen. Dieses Gefühl hat man nur, wenn man kurz vorm Einschlafen ist. Beim Meditieren entspannen und abschalten kann ich wohl. Nur ist ein schläfriges Gefühl ja nun gar nicht Sinn der Sache.
Meine Schwierigkeit beim Meditieren? Müdigkeit!
Ganz besonders schlimm ist es im Liegen. Da döse ich so doll weg, dass mein Herz rast im Versuch nach dem Fallgefühl wieder zurück zu kommen. Ich merke richtig, wenn ich innerlich kämpfe, wieder wach zu werden. Manchmal gelingt mir das gar nicht. Dann habe ich mit Sicherheit einfach nur die 30 Minuten durchgeschlafen.
Heute aber ein kleiner Durchbruch in Sachen Lying Meditation. Im Liegen kann ich meine Augen scheinbar sehr gut offenhalten (nicht so im Sitzen). Und dann gelingt es mir fast die ganzen 30 Minuten wach zu bleiben und mich auf meine Atmung zu konzentrieren.
Achtsames Arbeiten für die Gemeinschaft
Wo war ich stehen geblieben? Beim Food Offering und dem Mittagessen, 13 Uhr wieder zwei Stunden meditieren üben, danach eine Stunde frei. Um 16 Uhr steht dann „mindful community work“ – achtsames Arbeiten für die Gemeinschaft auf dem Zeitplan. Ich schnappe mir jeden Tag nun den Besen und fege Blätter vor meinem Dorm zusammen. Damit die schöne grüne Wiese nicht von gelben und braunen Blättern unterbrochen wird.
Man muss hier eben arbeiten für sein Meditationsretreat. Ansonsten sind wir Schüler alle sehr fleißig. Das eigene Geschirr abwischen ist selbstverständlich. Alle packen aber auch an beim Kochgeschirr abwaschen, trockene Tassen wegbringen und Vorbereitungen für die Meditation.
Letzter Punkt auf der Tagesordnung: Abend-Gesänge
Dann wieder eine Stunde Freizeit bis 18 Uhr. Mein drittliebster Teil eignet sich großartig, um sich vorm Zubettgehen in Trance zu bringen. Diese letzte Aktivität heißt „Evening Chanting“ – Abend-Gesänge. Wir singen Texte auf Pali und ihrer englischen, sinnhaften Übersetzungen aus unserem Liederbuch.
Damit huldigen wir den Triple Gems, Buddha, Dhamma und Sangha. Jeder hat dabei sein eigenes Gebetslied, wobei wir uns jedes Mal am Ende drei Mal verbeugen. Das Ganze geht 45 Minuten. Angeführt werden wir über Lautsprecher von einem Mönch, der vorsingt und sagt, wann wir uns verbeugen sollen. Ich klinge schief und krumm, bin heißer und verstehe nur die Hälfte. Aber irgendwie macht es Spaß. Am Ende singen wir uns für die Mediation ein und verbeugen uns drei Mal zum Abschluss. Dann folgen die letzten 30 Minuten meditieren des Tages.
Gewitter zum Abschied
Heute gewittert es extrem. Der Donner ist schnell wieder weit entfernt, breitet sich aber aus wie eine Lawine, die akustisch immer näherkommt und stärker wird. Außerdem regnet es wie aus Eimern. Tja, und hier ist mein Fokus komplett weg. Ich mache mir Sorgen, dass der Blitz einschlägt. Ich mache mir Sorgen, dass mein einziges Hemd komplett nass wird und es bis morgen früh nicht trocknet. Ich mache mir Sorgen, dass die Straßen morgen überflutet sind, ich nicht nach Pai komme und somit meinen Flieger nach Australien verpasse. Ich muss wohl noch sehr sehr viel lernen.
3 Dinge, die mich Meditieren gelehrt hat
Mein Meditations-Retreat hier im buddhisten Waldkloster in Thailand hat mich drei wichtige Dinge gelehrt. Diese Weisheiten sind nicht nur für Menschen, die Meditation in ihren Alltag integrieren wollen, sondern für einfach jeden, der ein glückliches Leben führen möchte.
1. Entwickle eine Routine und eliminiere Zeitfresser
Etwas sehr Schönes, woran ich täglich denke, immer wieder anfange und dann doch wieder fallen lassen: eine tägliche Routine zur Erreichung meiner Lebensziele. Beziehungsweise hat Toom das unter dem Label „Ich habe keine Zeit zu meditieren“ erzählt.
Zu erst einmal müssen wir kalkulieren, wie viel Zeit man für was am Tag aufwendet. Von Zähne putzen bis reden hin zu Sport machen. Jeden Tag haben wir viele Zeitkiller, die es nun zu eliminieren gilt. 4 Stunden jeden Tag Netflixen? Mache 3 draus. 5 Stunden auf Instagram? 3 reichen auch. Schon hat man 1 Stunde mehr Zeit fürs meditieren.
In dem Zusammenhang hat er auch viel über „Digitalen Minimalismus“ gesprochen. Denn wenn wir nicht die Medien kontrollieren, werden sie irgendwann uns kontrollieren. Und das dürfen wir nicht zu lassen.
Generell soll man gar nicht auf irgendwas in seinem Tag verzichten müssen. Wir müssen nur lernen, weise mit unserer Zeit umzugehen. Und für jede Aktivität ein Ziel zu haben.
2. Kenne Deine 3 Lebensziele
Im zweiten Schritt geht es aber nicht nur um „Zeit für das Meditieren“ zu gewinnen, sondern einen „strong mind“ zu bekommen. Und dafür müssen wir erst einmal die Basis schaffen. Wir sollten uns allen klar machen, was die drei Ziele in unserem Leben sind. Diese werden auf Unterziele heruntergebrochen und auf Maßnahmen, mit denen wir diese Ziele erreichen wollen. Daraus bilden sich dann (neue) Gewohnheiten, die wir leben müssen.
3. Kenne die 4 Geheimnisse von Erfolg
Zum Schluss gibt er uns noch die vier Geheimnisse von Erfolg auf den Weg:
- Liebe, was Du tust und gehe Deinen Gewohnheiten mit Passion nach.
- Make an effort. Ohne harte Arbeit, werden Deine Ziele nie in Erfüllung geben. Wiederholungen und Deine Maßnahmen immer wieder machen, führt zur Erfüllung.
- Focus. Eliminiere Zeitkiller und unnötige Gewohnheiten. Fokussiere auf Dein Ziel.
- Investment. Investiere Zeit, Geld, Emotionen in Deine Ziele.
Meditation, meine 3 Lebensziele und neue Routinen
Was das für mein Leben heißt? Ich habe mir wieder einmal bewusst gemacht, dass Erfolg, Karriere und Geld nicht zu meinen Top 3 Lebenszielen gehört. Bei mir sind es:
Happiness
Liebe
Gesundheit
Mir ist leider auch wieder einmal bewusst geworden: Ich mache nicht viel dafür, dass sich meine Lebensziele langfristig erfüllen. Make an effort, focus und investment.
Mein Lebensziel Nr. 1: Happiness
So, Happiness. Was brauche ich dafür? Mein Zwischenziel wird es sein, jeden Tag vor dem Zubettgehen 5 bis 10 Minuten zu meditieren, mir bewusst zu machen, wofür ich dankbar bin und zu reflektieren, was ich gut bzw. schlecht an dem Tag gemacht habe und wie ich es noch besser bzw. gut machen kann.
Ich möchte einen positiven Mind entwickeln. Natürlich spielt hier aber auch mit rein, dass ich einen Job finde, der mich wahrlich erfüllt (Und ein gutes Gehalt wäre natürlich auch nicht schlecht).
Mein Lebensziel Nr. 2: Gesundheit
Dann kommt Gesundheit. Na klar kommt hier Sport und eine gesunde Ernährung an oberste Stelle. Ach wie oft habe ich mir vorgenommen: Ab morgen machst Du drei Mal die Woche Sport. Ab morgen gibt es keine Schokolade mehr. Tja, Zeit, dass das nicht nur leere Worthülsen sind.
Meine Zwischenziele: Tatsächlich drei Mal die Woche Sport (Yoga für den Mind, Tanzen für die Ausdauer und Gewichte für einen starken Rücken) und viel mehr gesünder kochen. Vielleicht mal einen veganen Tag einlegen.
Mein Lebensziel Nr. 3: Liebe
Ja und dann kommt die Liebe. Glücklicherweise läuft es rund. Ich habe meinen Topf auf dem Deckel gefunden und könnte mir niemanden besseren an meiner Seite vorstellen.
Aber mit Liebe meine ich auch Familie und Freunde. Vor allem ersteres vernachlasse ich oft und letztere sind aufgrund der viele Entfernungen manchmal so schwer. Aber ich liebe jeden Einzelnen in meinem Leben und will das wieder öfter zeigen. Ich werde den Sonntag zu meinem Socializen Tag erkoren und eine Telefoniestunde einlegen.
Und das mit What’s App kennst Du sicher auch. Irgendwie ist man ständig am Handy und schreibt dann doch erst Wochen später wieder zurück. Einfach weil die Informationsflut so groß ist, man dachte „Ach, ich hatte doch geantwortet“ und weil: das Leben immer wieder dazwischenkommt.