Ich habe also einen drei Tages-Trekking-Trip (für Oma und Mutti: Trekking ist nur das coolere Wort für Wandern) von Kalaw zum Inle See unternommen. 70 km Wanderweg über Stock und Stein, Flüssen und Pfützen. 3 Gebirgsrücken haben wir erklommen, 5 Dörfer und ihre wunderbaren Einwohner kennen gelernt. Wir haben Schulkinder beim Singen zu gehört, junge Mönche beim Fußball spielen angefeuert und Einwohner bei ihrer Arbeit auf den Feldern beobachtet. Es war zwar die anstrengendes Erfahrung der letzten vier Monate, aber sicherlich auch einer der wundervollsten. Ein absolutes Muss einer jeder Myanmar Reise.
Ankunft in Kalaw und Buchung der Tour bei Sam`s
Die Busfahrt von Bagan nach Kalaw war die furchtbarste meines Lebens (ich bin zwar nie Rodeo gefahren, aber genau so stelle ich mir das vor). Und auch das Eastern Paradies Motel war nicht gerade eine schöne Erfahrung (im ersten Zimmer wehte uns der feine Odor von Schimmel um die Nase, im zweiten zerstachen uns die Mücken; aber das Frühstück war prima). Doch es sollte besser werden.
Ich buchte sofort bei Ankunft meine Trekking-Tour für den kommenden Tag über Sam`s Trekking und hatte ein grandioses nepalisches Abendessen gleich gegenüber im Everest Nepali Food Centre. Die Agentur Sam`s kann ich übrigens nur empfehlen. Unsere beiden englischen Tourguides Calea (weiblich) und Kongson (männlich), beide 21, waren großartig. Sie haben uns eine Menge Fragen beantwortet, leckeres Essen gekocht und waren sehr engagierte Uno-Mitspieler. Wir hatten wirklich viel Spaß. Die Truppe war auch super: zwei Franzosen, zwei Spanier, zwei Deutsche und ich. Und da wir letztendlich dann zu siebt, waren sank der Preis für die Tour inklusive Übernachtung, Essen, Bootsfahrt und Gepäcktransfer auf 38.000 MK (etwa 33 Euro).
Tag 1: 6 ½ Stunden wandern
Los ging es um 8 Uhr. Unser großes Gepäck wurde kostenlos zu unserem Hotel am Inle See geschickt, sodass ich nur mit meinem kleinen roten Rucksack los wandern konnte. Die ersten zwei Stunden ging es hoch auf einen View Point, wo wir auch gleich unser Mittag in einem nepalischen Restaurant kredenzt bekamen: Chapati mit Kartoffel-Curry und Mango.
Hier hatten wir einen schönen Blick auf Reisfelder und das Dorf des Palaung Stammes. Dort geht es noch sehr mittelalterlich zu: Zwangsheirat mit 18, man darf niemanden aus einem anderen Dorf oder Stamm heiraten, sonst wird man verstoßen und nach der Hochzeit geht es eine Woche lang in eine „Honeymoon-Hütte“ weiter ab vom Dorf. Insgesamt gibt es übrigens 134 Stämme in Myanmar, die in den verschiedensten Dörfern im Land verteilt wohnen. Unsere beiden Tourguides stammen auch aus solchen Stämmen aus der Umgebung. Jedoch geht es da schon etwas moderner zu. Die Kinder gehen bis zum 16. Lebensjahr zur Schule, können danach das Dorf verlassen, um Tourguide zu werden oder zur Universität zu gehen. Heiraten dürfen sie auch wen sie wollen und wann sie wollen.
Danach ging es bergab, bergauf und immer den Schienen des wohl langsamsten Zuges der Welt entlang. Nach 2 Stunden sind wir am Bahnhof in Ywa Pu angekommen, wo der Danu-Stamm lebt.
Nach einer kleinen Hock-Toiletten-Pause und einem Glas Green Tea ging es weitere 2 ½ Stunden zu unserem Ziel des Tages: das Ywa Pu Dorf mitten in den Bergen. Hier kommt man mit dem Auto nicht mehr hin. Wir haben in der sehr einfachen Hütte des ehemaligen Bürgermeisters auf Decken geschlafen. Ein kleines Pfadfinder-Nachtlager. Hier übernachten immer Gäste des Dorfes, sei es Touris einer Trekking Tour oder Empfänge aus den Nachbardörfern. Unser Abendessen (Reis mit Curry, Bohnen, Sprossen und Tofu, Suppe) bekamen wir auf einem flachen runden Tisch, um den wir im Schneidersitz drum herum Platz fanden. Dabei schenkte uns eine nackte Solarlampe ein klein wenig Licht.
Diese hängt da übrigens erst seit einem Jahr. Vorher hätten wir bei Kerzenschein gegessen. Viele im Dorf tun dies sicher immer noch. Verständlich also, dass die Einwohner noch mit der Sonne leben: Um etwa 5.30 Uhr wird aufgestanden, das Frühstück zubereitet und dann um 7.30 Uhr auf dem Feld gearbeitet. Etwa 19 Uhr geht man hier ins Bett. Ohne Licht sieht man da ja auch nichts mehr.
Und hier war sie dann auch: die Dusche. Ich muss sagen, den ersten Abend konnte ich mich noch nicht zum Duschen überwinden. Die Zuschauer aus der Küche haben mich dann doch etwas abgelenkt. Und dann auch die Frage: Kann ich mich jetzt hier einfach ausziehen? Beleidigt das nicht die Dorfbewohner? Und darf ich Shampoo benutzen oder verunreinigt das irgendwas? Da musste Katzenwäsche erst mal reichen.
Und wenn ich mich an dieser Stelle kurz selber zitieren darf: Zum Thema Impfungen und der Japanischen Enzephalitis: „Der Berater im Tropeninstitut meinte, so lange ich nicht ohne Moskitonetz an einem See umgeben von Reisfeldern und Schweinen schlafe, brauche ich sie nicht unbedingt. Ich halte mich also von Schweineseen fern.“ Tja, was soll ich sagen, so schnell landet man in Südost-Asien in einem Homestay neben Reisfeldern, Seen, Schweinen und schläft ohne Moskitonetz. Half also nur noch stündlich mit Moskitospray einsprühen und veruschen nicht verrückt zu werden.
Tag 2: 7 ½ Stunden wandern
Geweckt wurden wir um 6.30 Uhr mit einem Ei, Toast und Obst. Bis zum Mittag sind wir 4 Stunden durchgewandert, wobei wir gleich ganz früh steil bergauf mussten. Als wir dann endlich an unserem Mittagsort (Suppe, gebratene Nudeln) bei einem alten Mann in seiner komplett aus Bambus gebauten Hütte (jeder Schritt knirschte und ich konnte sehen was in der Etage unter mir vorging) ankamen, mussten wir alle erst einmal eine Stunde lang Mittagsschläfchen halten.
Der folgende Part der Wanderung sollte sich dann als der anstrengenste herausstellen. Wir selber kamen zum Glück nicht in den Regen, dafür aber unser Wanderweg. Der war so matschig, dass man mit jedem Schritt geschlittert ist, über all gab es Pfützen, die es irgendwie trockenen Fußes zu überqueren galt. Ist mir leider nicht so gelungen. Ich bin von einem Stein abgerutscht und mit einem Fuß tief in der Modder gelandet. Es war schwer den Schuh wieder raus zu ziehen, aber ich hab’s geschafft.
Umso glücklicher waren wir dann, als wir endlich unseren zweiten Übernachtungsplatz erreicht haben. Diesmal bei einer alten Dame, die in einer Holzhütte wie bei Großmutter gewohnt hat. Wieder schliefen wir auf dem Boden, doch diesmal gab es einen richtigen Tisch zum Essen (Reis, Kartoffel-Curry, Erdnuss-Salat, Bohnensuppe) und vernünftiges Licht zum Uno Spielen. Unser Tourguide Kongson war ziemlich begeistert und wirft seit dem Abend stetig mit dem Ausruf „Uno Uno“ um sich. Putziges Kerlchen.
Diesmal war ich leider so verschwitzt (natürlich nur reiner Angst- und Konzentrationsschweiss nicht auszurutschen, nicht das die Wanderung anstrengend war), dass ich mich unbedingt duschen musste. Und das war auch irgendwie ziemlich witzig sich so in seiner Unterhose bekleidet kaltes Wasser über die Schulter zu werfen, sich noch die Haare zu waschen und die Kontaktlinsen ohne Spiegel raus zu nehmen. Ich hoffe Kongson hat nicht heimlich zu geguckt…
Tag 3: 5 Stunden wandern
Dieses Mal musste wir schon um 6 Uhr hoch. Zur Belohnung gab`s dafür Pfannkuchen mit Obst. Der Hike war am dritten Tag nicht mehr so anstrengend und schlammig wie der davor. Größten Teils ging es eine halbwegs asphaltierte Straße zum Inle See.
Am Ende des Trips konnten wir erfreut feststellen, dass wir die schnellst Gruppe waren und als erstes im Restaurant, wo es Nudelsuppe und Obst gab, ankamen. Und tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass wir zum Schluss fast gerannt sind.
Nach dem Mittag fuhren wir mit dem Longtail Boot quer über den Inle See 1 1/2 Stunden hoch nach Nyaung Shwe. Hier haben wir uns dann alle verabschiedet und zum Schluss unseren beiden Tourguides das Uno-Spiel geschenkt, was sie so mochten. Wirklich zwei liebenswerte Menschen.