Regen. Ein Tropfen nach dem anderen fliegt den Himmel herunter – und das stundenlang bis 15 Uhr. Darum war unser erster Sightseeing-Spot auch der Starbucks nebenan. Heiko muss sich erst einmal seine erste Kaffee-Dosis abholen, bevor es los gehen kann. Leider wird die Regensituation leider schlimmer als besser. Wir machen das beste daraus und gehen trotzdem zum Asakusa-Tempel und in das Gamer-Paradies Akihabara mit seinen Indoor-Aktivitäten. Am Abend hört es auf zu Regnen und wir können Tokyo bei Nacht bestaunen. Dann ist es eh am schönsten.
Tokyo bei Regen oder: Wie man ein Filmstar wird
Wir machen uns also auf den Weg zum Asakusa Tempel. Davor retten wir uns aber noch in überdachte Shoppingpassagen, um hier zu frühstücken. Hier gebe ich Heiko die fischförmigen Taiyaki zum probieren – klassisch mit Süßkartoffelfüllung.
Kurz vor dem Tempel passiert es dann. Unsere Starstunde in Japan ist angebrochen. Das Fernsehen will uns! Wir werden von einer kleinen Japanerin angefragt, ob wir nicht bei einer englischen Kindersendung mitmachen möchten. Es geht darum, wie verschiedene Kulturen mit Komplimenten umgehen. Ein runde Japanerin mit sehr ausgefallenem Kleidungsstil gibt uns überspitzte Komplimente wie: „Du bist so schön groß, Du bist der größte Mann, den ich je gesehen habe“ oder: „Deine Frisur ist die allerschönste, die ich je gesehen habe“ (Kurze Anmerkung: Ich habe durchschnittlich wenige Haare auf dem Kopf, wenn diese noch nass und frizzy vom Regen sind, würde ich sie keineswegs als „schön“ bezeichnen). „Deine Schuhe“, „schönes schmales Gesicht“, „schöne Regenjacke“ (was ist an einer Regenjacke schön?). Und wir sollen dann darauf reagieren. Das ganze hat nur 10 Minuten gedauert. Leider gab es keine Anweisung. Heiko sagt, ich habe zu leise gesprochen und war zu sehr mit dem Rücken zur Kamera gewandt. Ich hoffe sehr, dass sie uns nehmen. Dann ziehen wir wohl nach Tokyo. Ausstrahlung ist im November! UPDATE: Leider wurden wir nicht für die Show ausgewählt. Schade, das war’s mit unserer Fernseh-Karriere in Japan.
Tokyo-Reisetipp Nr. 7: Asakusa Tempel – aber lieber ab 18 Uhr!
Dann geht es weiter zum Asakusa Tempel. Zwischendurch probieren wir noch frittierte Mochis an einem der Stände vor dem Tempel. Trotz Regen ist es unfassbar voll hier. Da wir doch noch einmal am Abend nach Asakusa kommen, erzähle ich weiter unten von diesem tollen Tempel. Hier ist Tokyo bei Nacht am schönsten.
Plötzlich war es schon 13 Uhr und wir mussten was essen. In einer Seitenstraße finden wir ein ganz unscheinbares Restaurant mit einer Vending Machine davor. Es gibt mal wieder Ramen. Aber dieses Mal auch richtig mit getrockneter Alge, Ei und Braten. Drin gibt es nur eine lange Theke mit vielleicht 10 Plätzen. Es schmeckt super lecker!
Tokyo-Reisetipp Nr. 8: Gaming und Maid Cafés in Akihabara
Weiter geht es dann nach Akihabara, dem verrückten Elektrik-Viertel. Hier blinkt, schreit und singt alles, wo man nur hinguckt. Es sind riesige Bildschirme an Hochhäusern angebracht, wo die neuste J-Pop-Band singt oder ein Anime läuft. Darüber und darunter sind Plakate mit Mangafiguren drauf. Auf den Straßen wechseln sich Spielhöllen mit Maid Cafés und Elektrohändler ab.
Gaming-Himmel in der SEGA-Spielhalle
Dieses Mal möchte ich auch unbedingt einmal in einer Gaminghalle spielen. SEGA ist die größte und bekannteste hier. Auf vier Etagen kann man hier Arcade-Spiele spielen und aus Glaskisten süße Pokémon-Plüschtiere oder Animefiguren rausangeln.
Heiko versucht sich an einem Arcade-Spiel. Da jedoch alles auf Japanisch ist, drückt er die ersten 10 Minuten nur A – eventuell für weiter oder auch: „Ich kaufe noch das und das und das für mein Spiel“. Irgendwann geht es dann los. Drei fliegende Manga-Mädchen huschen durch einen Endlos-Klassenraum. Auf dem Weg muss er Dinge zerschießen oder sammeln. Dabei kann er den Cursor nutzen, die bunten Tasten vor ihm oder rechts bzw. links gegen die Wand schlagen. Dann ist es auch schon wieder vorbei. Hat er das Level geschafft? Wer weiß.
Wir laufen weiter nach unten. Vorbei an den nerdigsten Gamern, die im Sekundenschlag im Kreis gegen den Bildschirm hauen oder mit Stäben auf eine Trommel schlagen. Bei den Greifarmen versuche ich auch mein Glück. Leider kein Pikachu für mich.
Das skurrilste Japan-Erlebnis? Maiden-Cafés!
Dann muss ich Heiko natürlich unbedingt in ein Maiden-Café bringen. Das ist ungefähr das absurdeste, was japanische Pop-Kultur zu bieten hat. Süße Japanerinnen ziehen sich französische Bediensteten-Kostüme an. Solche, wie man sie vielleicht in erotischen Filme sieht. Und nennen ihre Gäste „Master“ – jap, Hauptzielgruppe, als das ganze 2004 entstand, waren Männer.
Man zahlt einen Eintritt von etwa 500 Yen und muss mindestens ein Getränke dazu ordern. Das Essen ist unterer Durchschnitt, wird aber zuckersüß angerichtet. Manga-Gesichter mit Ketchup auf dem Omelette oder Eisbecher mit Tieraugen. Wir nehmen nur einen Cocktail, was wohl nur Tee auf Eis ist. Serviert bekommt man sein Essen oder Trinken mit einem Spruch aufgesagt. Man muss natürlich mitmachen: Nachsprechen und mit den Händchen einen kleinen Tanz aufführen. Meist hat es etwas mit miau, miau, kawaii und Herzen zu tun.
Dann dürfen wir einer richtigen Show beiwohnen. Per Spotify werden J-Pop-Lieder laut aufgedreht (mit langen Pause zwischen den Liedern – DJs können sie ja nicht auch noch sein), ein Maid gibt dann eine Miniplayback-Show zum besten. An manchen stellen kommt ein anders Maid dazu. Sie dreht sich mit dem Rücken zu uns und fängt wie von der Tarantel gestochen an (ein besseres deutsches Sprichwort könnte man hier nicht bringen), mit Leuchtstäben in den Händen, ihre Arme herumzuschleudern. Sehr dramatisch. Zwischendurch müssen wir auch irgendwas auf japanisch rufen, whooon und mit den Armen wedeln. Wir fühlen uns irgendwo zwischen fremdschämen und peinlich berührt sein. Nach einer Stunde ist alles vorbei und wir fragen uns: Was ist da gerade passiert?
Tokyo-Reisetipp Nr. 9: Tokyo bei Nacht
Erheitert stellen wir dann auch noch fest, dass es endlich aufgehört hat zu regnen. Wir fahren also noch einmal zum Shibuya Crossing, um Abends Bilder zu machen. Vorher aber kurz nach Harajuku, eine Station vor der großen Kreuzung. Ich kaufe mir schnell mein TOKYO Japan-Shirt, von dem ich seit gestern träume. Außerdem will ich hier unbedingt einen Créme Brulée-Crepe essen. Leider hat der doch sehr beliebte Laden zu. Dann muss es ein „normaler“ Crepe sein: mit Käsekuchen, Apfel und Caramel. Und natürlich viiiel Sahne.
Tokyo bei Nacht: Wenn Shibuya Crossing am schönsten ist
Am Shibuya Corssing angekommen geht die Fotosession los und Heiko blüht wieder in seiner (selbstgewählten) Rolle als Instagram-Freund auf. Es entstehen richtig coole Bilder.
Strahlend in rot-weiß: der Tokyo Tower
Nächster Punkt auf der Tokyo bei Nacht-Liste: der Tokyo Tower in Roppongi. Es sieht so nah auf der Karte aus. Trotzdem brauchen wir über 30 Minuten da hin (okay, wir sind auch falsch abgebogen). Aber es lohnt sich: Der Tokyo Tower ist richtig schön. Er wurde dem Eifelturm in Paris nachempfunden, übertrumpft ihn aber um 13 Meter. Mit seinen 333 Meter ist er der höchste freistehende Stahlturm der Welt. Und so steht er da, ein bisschen Pariser Eifelturm, ein bisschen Pommes rot-weiß.
Leuchtendes Highlight in Tokyo bei Nacht: der Asakusa Tempel
Zum Abschluss des Tages – es ist schon 22 Uhr – wollen wir unbedingt noch einmal zum Asakusa Tempel. Abends, wenn die Souvenirshops davor zu haben, sind kaum noch Touristen unterwegs. Man hat den Tempel fast für sich alleine. Und das Beste: Zwischen 18 und 23 Uhr wird er angeleuchtet und sieht so noch viel schöner aus.
22.40 Uhr schaffen wir es endlich zum Tempel und sind beide direkt verzaubert. Wir versprochen, teilen wir ihn nur mit einer handvoll anderer Menschen. Tempel und Schrein stehen still und stolz da. Auch hier sind wieder richtig tolle Bilder entstanden. Punkt 23 Uhr ist dann Schluss mit der Magie. Das Licht geht aus und somit verschwindet auch ein wenig der Zauber.
Bevor wir gehen, möchte ich noch meine Zukunft lesen. Ich gehe zu dem Stand mit den Zukunftszetteln. Man muss eine silberne Box schütteln, dabei seinen Wunsch aufsagen und dann ein Stäbchen mit einem japanischen Schriftzeichen rausziehen. Eine Zahl anscheinend. Ich vergleiche meine mit dem 50 anderen vor mir. Die richtige gefunden, öffne ich die Schublade und ziehe meinen Zukunftszettel heraus. Leider sieht es nicht rosig aus. Aber nicht schlimm. Ich binde den Zettel an das Tor daneben und lasse die negativen Worte einfach hinter mir. Glück gehabt.
Zurück im Hostel angekommen ist es schon fast Mitternacht. Wir packen schnell noch unsere Sachen. Morgen ist schon unser letzter Tag in Tokyo bevor es auf nach Okinawa geht – die Insel der 100-jährigen. Oder auch: das japanische Paradies.
Meine Ausgaben heute – Was kostet Tokyo?
- Tageskarte Tokyo Metro: 5,13 €
- Zum Frühstück:
- Taiyaki mit Süßkartoffel-Füllung: 1,85 €
- frittierter Moschi: 0,85 €
- Pikachu-Pflege-Maske: 3,93 €
- Ramen zum Mittag: 5,98 €
- Eintritt Maid Café plus einem Getränk: 9,50 €
- Tokyo Japan-Shirt: 18,36 €
- Crepe: 4,53 €
- Zum Abendbrot:
- Sushi-Snack 7/11: 1,28 €
- Pizza-Dumpling 7/11: 1,05 €
- alkoholisches Dosengetränk: 2,14 €