Bestimmt ist es für manche Menschen ein ganz tolles Gefühl mit 12 Kilo auf dem Rücken von einem klapprigen Boot auf offener See ins Wasser zu springen. Um dann ganz elegant mit seinen Schwimmflossen wie ein Fisch durch das warme Nass zu gleiten. Vorbei an bunten Fischen, süßen Schildkröten und einem kecken Delfin dazu. Tja, bei mir sah die Realität ein bisschen anders aus.
Schritt 1: Gebühren für die Tauchstunde bezahlen, Vertrag unterschreiben und die erste Panikwelle überwinden
Dienstag, 19.30 Uhr. Ich sitze im Office der Tauchschule Ban’s Diving School. Vor mir liegt mein Tauch-Vertrag. Da steht: Wenn Sie über Platzangst klagen, sollten Sie morgen lieber nicht tauchen gehen. Und weiter: Steigen Sie nicht zu schnell wieder auf, sonst platzen Ihnen die Lungen und die Ohren auf. Oder: Wir sind nicht verantwortlich, wenn Sie sterben. Mit blassem Gesicht unterschreibe ich den Vertrag und zahle meine Teilnahmegebühr von 1.800 Baht. Was in meinem Kopf hängen bleibt, ist nicht die Freude auf morgen. Sondern Wörter wie „Platzangst“, „aufplatzen“ und „Tod“. Sie sollen noch bis morgen nachklingen.
Schritt 2: Erste Theoriestunde, Tauchanzug anziehen und so tuen, als würde man sich auf das kommende Taucherlebnis freuen
Mittwoch, 9 Uhr. Jetzt ist es also so weit. So wie es sich anfühlt, umarme ich meine Mitreisenden zum letzten Mal. Unsicher trete ich meinen Gang zur Tauchschule an, wo schon alle Mitarbeiter und Tauchfrischlinge strahlend warten und sich auf dieses supergeile Erlebnis freuen. Erst einmal habe ich noch ein paar Stunde Zeit mich zu beruhigen. Es geht los mit der Theorie, dann Tauchsachen (Flossen, Taucherbrille, Anzug) zusammenpacken, Lunchbreak.
Schritt 3: In voller Tauchmontur ins offene Wasser springen …
Mittwoch, 12 Uhr. Zusammen mit 6 anderen Tauchschülern fahren wir mit einem größeren Boot in den Japanischen Garten, eine kleine ruhige Bucht im Norden der Insel. Die Einzelgruppen bestehen aus drei Leuten und einem Tauchtrainer.
Hier schon die erste Herausforderung: In voller Montur mit 12 Kilo Pressluftflasche auf dem Rücken vom Boot ins Meer springen. Das hat mich schon einiges an Überwindung gekostet … Ich hätte wetten können, dass ich wie ein Stein untergehen. Zum Glück bringt die aufgeblasene Taucherweste tatsächlich was und hält mich über Wasser.
Schritt 4: … und die Tauchbasics üben – dabei das Ohrenpoppen ignorieren
Herausforderung Nummer 2: Auf dem Rücken in die Bucht hineinschwimmen. Sieht leicht aus. Ist es wahrscheinlich auch. Ich brauche gefühlt eine Stunde statt 3 Minuten.
Im „flachen“ schultertiefen Wasser geht es dann an das Üben der Basics: Taucherbrille sauber machen, verlorenen Sauerstoffschlauch wiederfinden. Ging ganz gut. Trotzdem wollte ich nicht weiter machen. Tauchlehrer: „Nee, du machst das jetzt. Komm, lege Dich mal auf den Meeresgrund, mach die Augen zu und gewöhne dich ans Meer.“ Gesagt getan. Am liebsten wäre ich ja in Embryohaltung liegen geblieben, aber das ging leider nicht.
Schritt 5: Kurz vorm ersten Tauchgang aufgeben
Dann also nach gefühlten Stunden ging es ins tiefere Wasser. „Endlich richtig tauchen!“, denken sich wohl meine Tauchpartner. Ich denke das nicht. Ich denke: „Und tschüß, ich bin raus hier“. Und beschließe endgültig aufzugeben. Der Tauchlehrer sieht trauriger aus als ich: „Du wirst die beste Erfahrung deines Lebens verpassen“. Mir egal, ich gehe lieber schnorcheln und gucke mit die Fischis eben nur von oben an, statt mitten drin zu sein. Da poppen meine Ohren auch nicht. Also mache ich mich wieder auf den „beschwerlichen“ Weg zurück ins Boot.
Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass auch Tauchpartner Nr. 2 kurz nach mir aufgegeben hat. Ihm gefiel das Gefühl nicht, „keine Kontrolle über seinen Körper“ zu haben. Neben Platzangst, eine weitere gute Ausrede, auf die „Erfahrung seines Lebens“ zu verzichten.
Schritt 6: Dem Tauchpartner einen Deep Dive ermöglichen und auf dem Bootsdeck chillen
Tauchpartner Nr. 3, der verrückter Weise total aufs Tauchen steht, hat nun also noch 10 Minuten statt 35 Minuten Zeit, tatsächlich zu tauchen. Weil ich so viel Zeit für die Vorübungen und auf dem Meeresboden-liegen brauchte, haben wir ihm den ganzen Spaß genommen. Unser großartiger Tauchlehrer hat ihm daraufhin angeboten, den zweiten Dive umsonst und gleich im Anschluss mitzumachen. Dieser findet auf dem offenen Meer in 12 Meter Tiefe statt und kostet eigentlich 2.000 Baht extra. Gut für ihn: Er sieht Schildkröten und einen gefährlichen Fisch. Gut für uns: Wir müssen nicht mitmachen und können auf dem Deck in der Sonne chillen.
Eigentlich sollte man mir für meine Unfähigkeit dankbar sein…
Please note: Ich bin ein unglaublicher Angsthase, darum sind meine Ausführungen zum Tauchen vielleicht nicht ganz ernst zu nehmen. Ich denke, dass es ein unglaubliches Erlebnis sein muss und lege jedem wärmstens ans Herz das mal auszuprobieren. Vielleicht nicht gleich im offenen Meer, sondern in einem klaren und sicheren Schwimmbecken eines Hotels …
Wie sieht es bei Euch aus? Liebt ihr das Tauchen oder habt ihr genauso Schiss davor wie ich?
2 Kommentare
Hallo Lisa, mein Sohn war zwei Jahre auf Koh Tao als Tauchlehrer tätig und hat mir öfter solche Geschichten erzählt. Tauchen ist tatsächlich nicht für jedermann und frau geeignet. Ich bin dort auch zum ersten Mal wirklich tauchen gegangen und bin seit dem total begeistert. Leider zu wenig Gelegenheiten. Liebe Grüße, Claudia
Liebe Claudia,
ziemlich cool, dass Dein Sohn Tauchlehrer ist! Vielleicht muss ich es einfach noch einmal ausprobieren – dann aber nicht mit vom Boot springen, sondern gleich in seichtem Wasser starten. Oder im Pool 🙂
Liebe Grüße
Lisa