Zum ersten Mal sollte ich wirklich Pech mit dem Wetter haben. Für die nächsten sieben Tage ist Regen in Takayama angesagt. Leider ist es auch nicht wie in Südostasien, dass nach zehn Minuten Weltuntergangsstimmung die Wolken aufbrechen und purer Sonnenschein ist. Die nächsten drei Tage ist es einfach nur bewölkt und jede Stunde regnet es. Ich versuche trotzdem das Beste daraus zu machen und entdecke in den nächsten drei Tagen die Hida-Region.
Takayama-Reisetipp Nr. 1: Frühstücken auf den Morning Markets
Heute früh geht es erst einmal zum Morgenmarkt. Der Miyagawa Morning Market ist direkt am Fluss gelegen und mein klarer Favorit. Es gibt noch den Jinyamae Morning Market, der direkt vor dem Jin´ya-Tempel liegt. Ich weiß nicht, ob es aufgrund des Wetters ist, aber hier sind nur fünf Stände, die alle das gleiche verkauften: frisches Obst und Gemüse.
Hier habe ich mir nur einen riesigen Pfirisch für 1,27 € gegönnt. Man zahlt hier übrigens nach Zustand der Frucht, wobei der Preis bis auf 2,54 € steigen kann. Die Dame wäscht den Pfirisch essfertig für mich. Toll. Aber das reicht nicht. Nein, sie will ihn auch komplett schälen, in Stücke schneiden und dann in eine Plastiktüte legen, damit ich ihn unterwegs essen kann. Ein bisschen zu viel des Guten.
Der Miyagawa Morning Market hat mir viel besser gefallen. Hier hat man einen tollen Blick auf den Fluss Miyagawa mit seinen unzähligen Karpfen und man kann alles an örtlichen Köstlichkeiten naschen, die man sich vorstellen kann:
- Dampfnudel mit Hida Beef-Füllung
- Hida-Beef auf Sushi (einmal gesalzen und einmal mit Sojasoße beträufelt)
- Hida-Beef als Krokette
- eine Art gegrillter Marshmallow
- natürlich wieder Gohei-Mochi und Mitarashi-Dango
- Taiyaki: Gebäck in Fischform mit verschiedenen Füllungen (ich hatte Vanille, Spinat-Vanille und Süßkartoffel)
- viele Läden mit jeder Art an Nüssen, japanischen Süßkram, Sesamcrackern, eingelegtes Gemüse
- dem speziellen Takayama Pudding
- Croissant- und Kaffee-Laden
Außerdem gibt es noch einige Souvenierläden. Hier schlage ich dann auch das erste Mal zu. Was es geworden ist, verrate ich übermorgen.
Takayama-Reisetipp Nr. 2: Durch Takayamas Old Town “ Sanmachi Suji“ flanieren
Wenn man ganz früh morgens kommt, dann hat man die hübsche Straße auch fast für sich alleine. Hier läuft man wie durch eine andere Zeit. Die Häuser sind wieder in einem tiefen schwarz-braun, alle dekoriert mit Pflanzen, Blumen und japanischen Türwedeln. Immer ist man begleitet von einem schmalen Bach, der vor den Häusern entlang fließt. Hier gibt es viele süße Läden, in denen man Souveniers und lokale Köstlichkeiten kaufen kann. Es gibt einige Sake-Brauereien und vor allem kann man an jeder Ecke Hida-Beef kosten.
In der Nino-Machi-Gasse scheint es dafür einen ganz besonders beliebten Laden zu geben. Am Straßenfenster kann man sich hier sein Hida-Beef auf Sushi abholen. Die Schlange ist von morgens bis abends unendlich lang. Und es schmeckt! Für 5,93 € gibt es zwei Stück auf einem Cracker. Dann heißt es jeden Bissen genießen. Obwohl – Sushi muss man ja leider mit einen Happen in den Mund führen.
Takayama-Reisetipp Nr. 3: Tempel-Tour auf dem Higashiyama Walking Course
Nördlich von Takayama erreicht man den Higashiyama Walking Course. Dieser Weg erstreckt sich über eine Stunde längs von Takayama und reicht bis hin zum Shiroyama Park. Ich weiß nicht, ob es am Wetter oder der Zeit liegt, aber frühs um 9 Uhr ist einfach alles verschlossen und keine Mönchen-Seele unterwegs.
Als ich an einem Tempel vorbeikomme, werde ich auf ein Schild aufmerksam: „Ich bringe Dir gerne die japanische Kultur bei. Bei mir lernst Du Kalligraphie“. Das klingt spannend! Also klingel ich an der Tür und mir öffnet der Chief Monch des Tempels. Er führt mich durch das Haus, was so schön typisch japanisch aussieht mit den Tatami-Matten, den tiefen Decken und den Schiebetüren aus Pergamentpapier. Als wir im Kalligraphie-Raum ankommen, öffnet der Mönch alle Schiebefenster und … der Blick in den japanischen Garten ist ein Traum! Ein Koi-Teich, kleine Schreine, Bambus- und Bonsaibäume, Moos und viel Grün.
Er erklärt mir kurz etwas zu Kalligraphie und dem Buddhismus. Dann darf ich ein Symbol auswählen (insgesamt gibt es scheinbar 200.000 Symbole). Bei dem Symbol für „Liebe“ muss ich natürlich sofort an meinen Freund denken und wähle das. Ich sehe es schon eingerahmt bei uns in der Wohnung hängen.
Ich habe fünf Versuche und jeder sieht besser aus. Zugegeben, es ist nur abgepaust. Aber den Arm waagerecht zum Tisch zu behalten, die Hand nicht zu bewegen und den Pinsel irgendwie so zu schwingen, das dünne und dicke Linien bei rauskommen, ist nicht so leicht, wie es aussieht. Zum Schluss schreibt der Mönch noch meinen Namen in Katanka (einer der drei Alphabete in Japan) unter das Symbol und setzt zwei Stempel darauf. Einen für seinen Tempel und einen für den Buddha, den er sich für den Tempel ausgesucht hat.
Takayama-Reisetipp Nr. 4: Ein Besuch des Hida Folk Villages (Hida no sato)
Das Hida Folk Village ist ein Open Air-Museumsdorf mit 30 Farmhäusern aus den Bergregionen Japans. Sie wurden alle zum großen Teil von ihrer Originalstelle hier her gebracht und sind zwischen 100 und 500 Jahre alt. Man kann durch alle Häuser hindurchgehen und lernt dabei etwas über die Seidenstoff-Herstellung, die Reis-Herstellung, Hochzeiten in der Hida-Region und so weiter. Besonders schön ist der Blick auf Takayama und den kleinen See im Dorf.
Takayama-Reiseteipp Nr. 5: Sakurayama Hachimangu Shrine
Nach meinem Besuch des Hida Folk Villages klart der Himmel auch endlich auf und ich kann meine Sonnenbrillen rauskramen. Das will ich unbedingt ausnutzen und laufe fix noch zu einem weiteren Schrein. Dieser liegt auf einer Anhöhe und sieht ganz hübsch aus. Langsam merke ich aber, wie ich wohl schon einen Schrein zu viel gesehen habe.
Etwas weiter westlich vom Schrein ist der Kitayama Park. Hier läuft man etwa 15 Minuten hoch. Ich hatte mir eine tolle Aussicht versprochen, aber so schön ist Takayama von oben dann nun doch nicht. In dem süßen Café dort gönne ich mir das Getränk des Hauses – Milch mit Schokosirup und Erdbeer-Eis und ruhe meine schweren Beine aus. Dann geht es nach einem doch sehr langem Tag zurück ins Hostel.
Meine Ausgaben heute: Was kostet Japan?
- Frühstück: 3 Taiyaki für 1,70 € + Marshmallo-Ding für 1,27 € + Tüte selbstgemachter schwarzer Sesamcracker für 2,90 €
- Kaligraphiekurs plus Bild zum mitnehmen: 8,48 €
- Mittagessen: eine Portion Takayama Ramen für 5,93 €
- Ausflug zum Hida Folk Village inkl. 10-minütiger Busfahrt: 8,46 €
- Snack im Café: Milch-Eis-Drink für 4,58 € (eieiei)
- Abends: marinierter Reisdumpling für 2,12 €