China-Highlight Nr. 1 steht kurz bevor: die Reisterrassen von Longsheng. Ich liebe Reisfelder. Das saftige Grün. Die Wasserperlen, die in der Sonne glitzern. Die terrassenförmige Anordnung, die die Felder unendlich erscheinen lassen. In Laos und Myanmar habe ich schon viele davon gesehen und konnte mich nie satt gucken. Umso mehr freue ich mich, endlich wieder in Reisfeldern zu wandern.
Endlich wieder ein Morgen, wo der Wecker um 6 Uhr klingelt. Schön. Wir machen uns fix fertig und schnappen unsere Tagesrucksäcke. Unten wartet schon unsere Frühstückstüte auf uns. Mit dem Bus fahren wir eine halbe Stunde zum Hongkong Hotel, von dem unser blauer Reisebus punkt 8 Uhr Richtung Reisterrassen abfährt. Nach 3 1/2 Stunden Kamikaze-Fahrt kommen wir in Dazhai an. Nur wollten wir da doch gar nicht hin.
Longsheng-Reisetipp Nr. 1: Sei schlauer als dein Busfahrer
Eigentlich hätte die Fahrt so einfach sein können. Aber warum, wenn es auch kompliziert geht? Wir halten also kurz auf einem leeren Parkplatz, der bei Maps.Me „Bus station to Guilin“ heißt. Einige aus dem blauen Bus steigen hier in einen kleinen Minivan um. Auch wir gehen dort hin und zeigen dem Fahrer noch einmal unser Ticket. Wir müssen in Dazhai nämlich auch umsteigen, um dann in das Tiantouzhai Village weiterzufahren. Wo genau wir umsteigen müssen, in welchen Bus und wann, konnte im Hostel keiner sagen. Der Busfahrer sagt: „Nein, nein. In ein paar Minuten sind wir da“.
Wir kommen also auf dem großen Parktplatz von Dazhai an. Der Motor geht aus. Die Passagiere laufen in jede Himmelsrichtung. Wir fragen den Fahrer, wann nun der Bus ins Tiantouzhai Village abfährt. Er sagt: „Laufen“. Wir schauen ihn nur sehr verwundert an und weigern uns, aus dem Bus zu steigen. Irgendwann hält er mir das Handy hin. Nach einer Weile checke ich, dass es unser Hotel in Guilin ist. Glücklicherweise kennen die beiden sich privat, darum hat er dort für uns angerufen. Sie erklärt mir, dass wir 40 Minuten im Bus warten sollen bis der Minivan kommt. Ok, wow.
Wir warten also. Nach 40 Minuten kommt ein Minivan, der ungemeine Ähnlichkeit mit dem Minivan hat, in den vor einer Stunde unsere Mitfahrer eingestiegen sind … Vom neuen Minivan-Busfahrer kommt keine Begrüßung, keine Reaktion auf meine Frage, ob das die richtige Richtung ist.
Wir fahren los. Und halten zwei Minuten später wieder an dem leeren Parkplatz, wo wir bereits einmal umsteigen wollten. Langsam dämmert es mir: Unser Busfahrer wusste nicht, dass der Minivan ins Tiantouzhai Village gefahren ist oder dass auch wir da hin wollten.
Nähere Informationen gönnt uns der neue Minivan-Fahrer nicht. Er haut ab und isst erst einmal Mittag.
Und schon bin ich wieder wütend auf die Chinesen. Ich verstehe nicht, warum er nicht einfach auf den Zettel guckt, den wir ihm gezeigt haben, dort den chinesischen Dorfnamen liest und dann nicken kann. Ich verstehe nicht, warum er nicht einfach auf der Uhr anzeigen kann, wann wir weiterfahren. Dafür braucht man kein Englisch, einfach nur Herzlichkeit und Gastfreundschaft.
Tatsächlich warten wir noch weitere 30 Minuten – auf den blauen Bus, der eine Stunde nach unserem um 9.30 Uhr von Guilin nach Dazhai gestartet ist. 1 ½ Stunden später als geplant, kommen wir dann endlich mitten in den Reisterrassen von Longsheng an.
Longsheng-Reisetipp Nr. 2: Übernachten im Tiantouzhai Village – mitten in den Reisfeldern
Mitten drin, statt nur dabei: Wenn man eine Unterkunft im Tiantouzhai Village hat, schläft man mitten in den Reisterrassen von Longsheng. Und hat jeden Morgen eine fantastische Aussicht auf die Felder, die sich unter einen erstrecken. Auch unser Rice Field Guesthouse ist großartig! Das Zimmer ist umwerfend, komplett neu und IKEA-stylisch. Eine Wand ist komplett verglast, sodass wir auf ein wenig Reisfelder und sehr viel Grün und Wald schauen können. Das Mädchen von der Rezeption, den Namen weiß ich nicht mehr, aber es bedeutet „little yellow“, kann kein Englisch, ist aber trotzdem unfassbar nett und hat immer ein fettes Lächeln im Gesicht. Das mag ich.
Aber kurz noch einmal zur Ankunft. Denn: Auf jede negative oder nervige Begegnung mit Chinesen, kommt immer eine sehr positive. Im Tiantouzhai Village angekommen, wissen wir nicht gleich, in welche Richtung wir laufen müssen. Sofort spricht uns ein junges, chinesisches Paar an. Wir laufen gemeinsam in Richtung unserer Hotels und reden über dies und das. Auf dem kurzen Weg von fünf Minuten schaffen sie es sogar, uns zwei frische Eier aus der offenen Glut zu kaufen. Super lieb!
Longsheng-Reisetipp Nr. 3: Die 2 schönsten Reisterressen von Longsheng
Es ist mittlerweile 14 Uhr und ich will unbedingt raus in die Reisfelder. Wir laufen wieder Richtung Minivan-Parkplatz runter. Hier führt ein kurzer Weg den Hügel hinauf und schon ist man beim ersten Ausblick: Seven stars chasing the moon. Ein Stück weiter und wir kommen zu Thousand layers of the heaven. Ein paar brüllende Chinesen stehen dort vorne auf der großen Plattform, ansonsten haben wir diese atemberaubenden Ausblicke für uns alleine.
Dann laufen wir einfach immer weiter, gelangen ein paar Terrassenstufen unter den Aussichtspunkten. Von hier führt ein schmaler Wege wieder zurück zum Hotel. Man läuft quasi direkt durch die Reisfelder. Und das Beste: Wir sind die einzigen!
Jetzt im Sommer, sind die Felder so unfassbar grün. Der Reis steht kurz vor der Ernte, die Reiskörner sind schon ganz nach oben gewandert, bereit zum Abstreifen. Das Wasser ist komplett verdunstet, dass nur noch vertrocknete Erde übrig geblieben ist. Viel in der Sonne glitzert hier nichts mehr. Aber so hat jede Jahreszeit ihren Charme. Im Herbst sind die Felder sonnengelb, im Winter von Schnee bedeckt und im Frühling tanzt der Sonnenschein auf der Wasseroberfläche.
Lieblingsessen in China entdeckt: gebratene Aubergine und Bohnen mit Reis
Zurück im Hotel begrüßt uns eine Gans. Warum auch nicht. So kommt schnatternd auf uns zu gerannt. Und zugegeben: Wir haben ein bisschen Angst vor der Gans. Da kommt Little yellow zur Rettung, schnappt sich die Gans am Hals und dreht sie einfach auf den Rücken. Und siehe da: Die Gans ist plötzlich ganz ruhig und lässt sich den Bauch streichen. „She like“. Und ich denke mir nur: “Die letzte Massage vor dem Schlachtmesser. Macht das Fleisch sicher schön zart”. Aber ich schwöre, dass die Gans auch noch am folgenden Morgen glücklich über’s Gras lief.
Zum Abendbrot gibt es Beef mit lila strahlenden Auberginen, grünen Bohnen und Reis. Super lecker! Auch wenn die Menge an Bratöl unseren Bauch in Trapp hält. Unser Verdauungsspaziergang führt uns hoch zur Aussichtsplattform, von wo wir den letzten Sonnenstrahlen hinterher schauen.
Meine Ausgaben heute: Was kostet Longsheng?
Tjaa, leider leider ist meine Exceltabelle abgestürzt und hat alle meine Kosten für China gelöscht. Ich habe versucht etwas zu rekapitulieren. Ab Tibet habe ich wieder alles getracked. In Guilin haben wir pro Person 417,82 € abgehoben. Die Summe hat bis Zhangjiajie City gereicht.
- Frühstückstüte vom Hostel: ? €
- Taxi zur Busstation: 1,50 €
- Bus von Guilin nach Longsheng: 9,64 €
- 2 Nächte im Rice Field Guesthouse (Doppelzimmer): ? € p.P.
- Abendessen: große Portion Reis mit frittierter Aubergine und grünen Bohnen