Was wir als erstes sagen wollen: #standwithhongkong Und dann auch: Wir finden Hongkong richtig cool! Eine moderne und geordnete Großstadt gebaut in den Bergen, direkt am Meer. Was soll man mehr sagen? Es richtig hübsch hier, ohne dabei den stinkigen und lärmenden Chaos-Charme von anderen asiatischen Großstädten zu verströmen. Hier trifft Moderne auf Tradition. Es gibt leckeres Essen. Man kommt sehr gut voran, weil das Straßennetz übersichtlich und ausgebaut sowie alles auf Englisch ist. Wir lernen nette Menschen kennen. Außerdem fühlen wir uns hier sicher. Von den Protesten ist gerade nichts zu merken. Unsere Hongkong Reisetipps.
#standwithhongkong
Wir sehen nur einmal stark bewaffnete Polizei an der Central Station. Und das hat sicher seinen Grund: Vergangenen Samstag ist die Situation in der Central Station komplett eskaliert. Tränengas, Körperkontakt, Gummigeschosse, Wasserwerfer, gewaltvolles Zurückdrängen. Statt Meinungsfreiheit und die Freiheit zu demonstrieren, gilt hier Zensur und polizeiliche Gewalt. Die Hongkonger Regierung schießt scharf zurück. Demonstrationen werden verboten. Mittlerweile kommen wohl sogar schon Waffen auf kürzester Distanz zum Einsatz.
Der ursprüngliche Grund der Demonstrationen: Hongkongs Bevölkerung spricht sich stark gegen einen neuen Gesetzesentwurf aus, der Abschiebungen nach China erlaubt. Es wird befürchtet, dass China dieses Gesetz ausnutzt, um die juristische Unabhängigkeit Hongkongs einzuschränken. Auch die Pro-Chinesische Richtung, die die Hongkonger Politikerin Carrie Lam an den Tag legt, wird missbilligt. Hongkong fürchtet um seine Autonomie und Freiheit.
Doch China wird nicht von seinem harten Kurs ablassen: jegliche Abspaltungsversuche werden im Keim erstickt. Und das wohl im wahrsten Sinne des Wortes. Darum sagen auch wir: #standwithhongkong
Aber nun doch noch zu schönen Dingen. Denn: Hongkong ist cool!
Hongkong-Reisetipp Nr. 4: Mit der Peak Tram auf den Victoria Peak
Ich bin richtig stolz, wie gut wir uns heute durch die Stadt manövriert haben. Ganz ohne Internet, dafür mit allen Verkehrsmitteln, die es gibt. Und auch mit dem Wetter hatten wir riesiges Glück. Es war Regen und Donner angesagt. Wir hatten Sonnenschein bis zum Ende.
Erster Stopp war die Peak Tram. Für 6,02 € fährt man etwa 10 Minuten steil den Mount Austin, oder besser bekannt, den Victoria Peak, hinauf. Von hier aus hat mein eine großartige Aussicht auf den Hafen von Hongkong. Innerhalb einer Stunde kann man einmal um den Berg herum wandern. Es sollen schöne Aussichtspunkte locken und sogar einen Wasserfall geben. Da Hongkong schon die ganze letzte Woche mit schlechtem Wetter gesegnet ist und ab 12 Uhr wieder Regen angesagt ist, wollten wir lieber jeden Sonnenstrahl nutzen, um die Stadt besser zu erkunden. Also haben wir nur die Aussicht genossen, sind die fünf Minuten zum Wasserfall gelaufen und dann wieder runter gefahren.
Hongkong-Reisetipp Nr. 5: Zwischen Glanz und Grün im Hongkong Park
Am Fuße der Tram befindet sich der Hongkong Park. Hier gibt es einen offenen Vogelpark ganz ohne Käfige, den man kostenlos besichtigen kann. Daneben ist ein künstlich angelegter See inklusive Wasserfall und zahlreichen Schildkröten. Der Kontrast zwischen gläsernden Hochhäusern und Palmen ist schon echt schön.
Hongkong-Reisetipp Nr. 6: Dim Sum essen!
Jetzt ist es schon 13 Uhr, der Himmel ist noch immer strahlend blau und wir bekommen Hunger. Heiko hat einen Restaurant-Tipp aus einem Blog gesucht, wo man wohl sehr gutes Dim Sum essen kann. Wir fahren vom Hongkong Park nur ein paar Stationen weiter. Aber nicht mit einem Bus oder einer Bahn. Nein, mit einer Doppeldecker-Tram. Ein Doppeldecker, der aussieht wie ein Bus, aber über Schienen fährt. Sehr witziges Teil!
Michelin-Restaurant Yat Lok
Wir fahren zur Pottinger Street (das klingt so goldig nach Harry Potter) und laufen von hier noch ein paar Minuten zum Restaurant Yat Lok. Wie sich herausstellt, handelt es sich um ein Michelin-Restaurant! Und es ist ziemlich schick. Mit meinen Laufschuhen und verschwitztem Gesicht fühle ich mich ein bisschen Fehl am Platz. Der Herr fragt, ob wir Tee haben wollen. In Japan eine kostenlose Beigabe. Also bejahe ich. In China gibt es das leider nicht. In der Karte sehen wir dann, dass wir dafür zahlen müssen. Nun gut, viel ist es nicht.
Fazit Dim Sumim Yat Lok
Wir bestellen Frühlingsrollen als Vorspeise, ein Steamed Bun mit Hühnchen und ein Steamed Beef. Die Rollen sind sehr lecker und haben endlich mal eine vernünftig große Füllung, die man auch mit dem bloßen Auge erkennt (nicht so wie in Deutschland). Die Dampfnudel ist riesen groß, was ich nicht erwartet hätte. Und auch lecker. Das Steamd Beef ist irgendwie weich und glibberig. Ich sag mal so: Gut, dass wir Jasmintee zum Runterspülen haben … Für 15,- € pro Nase gegessen und nicht so richtig happy damit. Nächstes Mal doch wieder lieber Streetfood.
Und das war Dim Sum. In Deutschland versteht man darunter glaube ich was anderes. Hier in Hongkong ist Dim Sum einfach eine Ansammlung von kleinen Schälchen und Dampftöpfen, die man zusammen bestellt und dann in großer Gruppe verspeist. Gesellig.
Hongkong-Reisetipp Nr. 7: Sich treiben lassen
Ab hier haben wir uns einfach durch die Stadt treiben lassen. Da auf Hongkong Island vieles fußläufig ist, entdeckt man die Stadt so am besten. Das haben wir auf unserem Treiben-lassen-Weg gesehen:
Die längste freistehende Rolltreppe der Welt
Diese steht tatsächlich einfach mitten in der Stadt und führt einen Hügel hoch. Jede Richtung besteht aus zwei separaten Abschnitten. Der obere ist – oh Wunder – unter Restauration, sodass wir dann doch die Treppe nehmen müssen.
Der älteste Tempel Hongkongs: Man Mo Tempel
Zu Fuß geht es weiter zum Man Mo Tempel, der älteste Tempel Hongkongs. Ich mag es gar nicht mehr schreiben, aber auch dieser wird gerade restauriert.
Umso cooler ist es drin. Man kann nämlich trotzdem noch reingehen, obwohl gerade überall Gerüste aus Bambus stehen, die Bauarbeiter den Putz von den Wänden nehmen und die Funken sprühen, während hinter einer Wand irgendwas gebohrt wird. Die Luft ist wirklich hochschwanger vom Weihrauch-Geruch. Der Dampf vermischt sich mit dem Schutt und formt einen dichten Nebel.
Ich beobachte eine Frau, wie sie ein gerupftes Hühnchen als Opfergabe mitbringt und anfängt zu beten. Überall hängen Schirme aus Duftstäbchen, die kreisförmig abbrennen. Und lachende Figuren, die hier sehr chinesisch aussehen und nichts mehr mit den rundbäuchigen Buddha-Figuren zu tuen haben.
Hongkong-Reisetipp Nr. 8: Immer Hollywood entlang zur Cat Street
Der Hollywood-Street entlang kommt man irgendwann zur Cat Street. Hier kann man Antiquitäten kaufen, aber auch viel anderen Ramsch von Propagandapostern der chinesischen Kultur-Revolution und Playboy-Karten über den gerade sehr modernen Quarzroller hin zu Sojaschälchen oder riesigen Steinfiguren.
Honkgong-Reisetipp Nr. 9: Hongkong „Monsterbuilding“ in Quarry Bay
Jetzt sind wir schon recht östlich von Honkong Island, am Macau Ferry Terminal. Hier steigen wir nun in die Metro, um auf die andere Seite der Insel zukommen. Wohin? Das ist mir ein wenig unangenehmen und ich frage mich, ob das moralisch überhaupt in Ordnung ist.
Hongkongs neuster Instagram-Hot Spot
Seit irgendeinem Transformer-Film sind die Monster Buildings Hongkongs wohl zum offiziellen Instagram-Hot Spot geworden. Mit Monster Building sind Hongkongs typische Wohnhäuser gemeint. Diese sind unfassbar hoch und meist U-förmig angeordnet, sodass sie nur eine schmale Lücke für den Himmel freilassen.
Das Yik Cheong Gebäude ist noch bunt angestrichen, von der Stadt initiiert, um der Gegend etwas mehr Lebensfreude zu vermitteln. Mit Photoshop aufgepeppt, strahlen sie in den buntesten Farben. In der Realität sind es einfach ärmlich aussehende Gebäude, wo die Farbe abblättert und Bewohner ihre Wäsche raushängen.
Gibt es moralisch verwerfliche Foto-Spots?
Beim Yik Cheong Building angekommen, sehen wir als erstes eine sehr lange Schlange, in der Anwohner mit ihren Essensmarken anstehen und günstig ihre Ration entgegennehmen. Daneben stehen Influencer in schicken Kleidchen auf Elektrokästen (?), um das beste Foto von sich zu bekommen. Ich weiß, ich bin auch hier, um ein Foto zu machen. Ich bin nicht viel besser, als das Mädchen in ihrem rosa Spitzen-Jumpsuit da oben. Aber mir zeigt sich ein geschmackloses Bild. Reiche Menschen, die sich ferne Reisen leisten können und in schicken Outfits vor den ärmlichen Häusern von Menschen posen, die nicht einmal genug Geld haben, um sich Essen aus dem Supermarkt zu holen.
Zum Nachdenken: Durch Instagram werden neue Orte zu Hotspots auserkoren, wo plötzlich alle Menschen hinpilgern, um auch so ein cooles Bild machen zu können. Das führt dazu, dass öffentliche Sehenswürdigkeiten plötzlich komplett überlaufen sind (so wie der Golden Temple in Kyoto), Naturschönheiten verdrecken und jetzt auch ein zu Hause von der ärmeren Bevölkerung Hongkongs überlaufen wird. „Been there, seen that – Was um mich herum passiert, ist mir egal“. So fühlt es sich gerad an. Und das ist kein gutes Gefühl.
Ich stelle mich also nicht auf den Elektrokasten, sondern halte nur diesen echten Moment fest. Cool ist es schon hier zu sein. Und zu sehen, wie es abseits vom shiny Touristen-Boulevard am Hongkong Pier ist. Die Hochhäuser mit ihren verschiedenen Farben, die draußen hängende Wäsche, die Enge. All das hat auch etwas schönes. Wir kaufen noch was zum Trinken im Shop des Hochhauskomplexes, um mein Gewissen zu beruhigen und fahren wieder zurück in die Traumwelt.
Hongkong-Reisetipp Nr. 10: Mit der Star Ferry nach Kowloon
Diese Traumwelt startet in Central Honkong. Hier reihen sich Louis Vuitton neben Hermes und Armani. Schicke Menschen, in schicken Anzügen laufen zu ihren Meetings in glänzenden Wolkenkratzern. Hier findet sich auch der Pier Nr. 7, von dem wir mit dem Schiff wieder rüber auf die andere Seite des Flusses fahren wollen. Ein toller Ausblick auf die Hongkonger Skyline vom Wasser aus.
Hongkong-Reisetipp Nr. 11: Sonnenuntergang samt Lichtershow am Kowloon Pier
Am Kowloon Pier angekommen ist es 18 Uhr. Ich will noch unbedingt in eine Skybar. Aber Heiko überzeugt mich von der entspannteren Variante. Und ich bin froh drum. Wir holen uns Bier, einen Vodka-Limetten-Mix und eine Tüte gerösteter Wasabi-Erbsen aus dem 7/11 und setzen uns an den Pier.
Hier gibt es überall Bänke, auf denen man in Ruhe den Sonnenuntergang beobachten kann – wenn er da wäre. Trotzdem ist es wunderschön. Langsam wird es immer dunkler und ein Licht nach dem anderen geht an. Bis die ganze Skyline samt Himmel hell durch die Reklametafeln und Bürolichter erleuchtet ist. Später holen wir noch eine zweite Runde Getränke, einen Himbeer-Cheesecake und ein Lachssandwich aus unserem Lieblingsconvience -Store und bestaunen die Lichtshow.
Jeden Tag findet hier um 20 Uhr die „A Symphony Lightshow“ statt. Jedes Gebäude auf der anderen Seite hat grüne Laser auf dem Dach installiert oder sie zeigen bunte Bilder und Schriften auf ihren Reklametafeln. Manche haben sogar Lichteffekte um das gesamte Gebäude herum. Passend zu den Lichtbewegungen ertönt laute Musik aus dem Hongkong Culture Center hinter uns.
Die Message der Show: „Be happy. We stand together. As one. We are Hongkong.“ Ich nehme an, dass immer der gleiche Text hier steht. Aber die Worte könnten zu Zeiten der Proteste nicht besser gewählt sein: #standwithhongkong
Hongkong-Reisetipp Nr. 12: Auf der Avenue der Stars Lichtblicke sammeln
Die Show geht zehn Minuten. Danach laufen wir weiter den Pier entlang bis zum Monument to Anita Mui. Die Nacht, die Lichter, die Sterne. Es ist magisch hier. Von hier aus geht es dann wieder zurück Richtung Hotel.
Gespräche mit einem Hongkonger über Demonstrationen und China
In der Unterführung zum Busbahnhof sehen wir plötzlich viele schwarz-weiß Ausdrucke mit einer Frau darauf. Ich bin neugierig und frage mich, ob das was mit den Protesten zu tuen hat. Also frage ich den Hongkonger neben uns. Es entsteht ein spannendes Gespräch zu der aktuellen Situation in Hongkong.
Smith erzählt uns von korrupten Polizisten, die nicht davor zurück schrecken, friedliche Protestanten gewaltvoll niederzustrecken und Anschuldigungen zu verhängen. Jemanden unter Alkoholeinfluss umzubringen wird zur Zeit weniger stark verfolgt, als seine Stimme gegen das Regime zu erheben. Chinesen wird es nahe gelegt, nicht nach Hongkong zu reisen, um das Land nicht zu unterstützen. Erschütternd.
Die Frau auf den Ausdrucken hat übrigens nichts mit den Protesten zu tuen. Sie ist einer der reichsten Personen in Hongkong. Ihr Mann ist über 100 und liegt im Sterben. Es wird gefordert, dass ein Teil des Erbe der Hongkonger Bevölkerung zu Gute kommt. Aha.
Mit diesen starken Eindrücken fahren wir mit dem Bus – übrigens ein roter Doppeldeckerbus – zurück ins Hostel.
Um den Artikel noch positiv zu beenden, hier eine Liste unserer heutigen Snacks:
- Mangosteen, eine Frucht mit lila Schale und weißem Fleisch, das ein bisschen nach weicher Banane schmeckt
- Papaya-Orangen-Shake
- Egg-trats: ein kleines Puddingteilchen ähnlich zu den portugiesischen Pasteis da Nata
- ein Käse-Reisbrötchen, was eigentlich nur aus Käserand bestand
Meine Ausgaben heute – Was kostet Hong Kong?
- Peak Tram Returnticket: 6,02 €
- Mittag im Michelin-Restaurant: 30,57 € (zusammen)
- Papaya-Orangen-Shake: 2,32 €
- Egg Tart: 2,20 €
- Mangosteen: 0,93 €
- Käsebrötchen: 1,27 €
- Getränke (Eistee und Sugarcane) im Monster Building Gebäude: 1,51 €
- 7/11 Einkauf (2x Vodka-Limetten-Drink, 2x Bier, 2 Lachs-Sandwiches, Erbsen-Chips, Cheescake): 16,21 €