Tibet hat mich viel gelehrt. Ich habe unglaubliches erlebt, gehört und gesehen. Positiv wie negativ. Ich bin über mich hinausgewachsen. Tibet wird immer in meinem Herzen bleiben. Leider heißt es heute Abschied nehmen. Ich fliege über China weiter nach Thailand. Den 11-stündigen Zwischenstopp habe ich gerne gewählt, um noch ein letztes Highlight hier mitzunehmen: Pandas in China bzw. im Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding.
Nach einem letzten Frühstück verabschieden sich meine Mitbewohnerin und ich von unserem Ehepaar. Sie fahren heute noch weiter zum Namtso See. Auch Lima sagen wir Tschüss. Er war ein guter Reiseleiter. Man weiß ja nie, was er sagen darf und was nicht, inwiefern er frei agieren darf und was vom Staat vorgeschrieben ist. Trotzdem hätte ich mir mehr Informationen, Freundlichkeit und Geduld gewünscht. Vor allem zum Schluss war mir das zu viel Rumgescheuche.
Mit plötzlicher Übelkeit zum Tibeter Flughafen
Wir fahren mit einer anderen Gruppe aus unserem Hotel zum Flughafen. Weil zwei Reisende ziemlich rumtrödeln, geht es erst 20 Minuten später los als geplant. Während der Fahrt überkommt mich ein plötzliches Gefühl der Übelkeit. Nicht wegen der Fahrweise, sondern weil der chinesische Tourguide der Gruppe so was von überheblich und ekelhaft ist.
Dass China Tibet eingenommen hat sei ja super. Die jungen Tibeter fänden es prima, nur die Alten hätten ein Problem damit. Wegen dem Dalai Lama. Europa täte ihm leid, weil sich dort alle Länder nur bekriegen und sie darum nur langsam in ihrer Entwicklung ist. Sowieso wird Englisch als Weltsprache überbewertet. Chinesisch sollten alle sprechen, darum fängt hier auch gar nicht erst einer an, Englisch zu lernen.
Ich bin so froh, dass wir einen tibetischen Guide hatten.
Wie ich fast meinen Flieger in Tibet verpasste
Tatsächlich kommen wir sehr spät am Flughafen an. Ich habe nur noch 1 ½ Stunden bis zum Boarding. Die vielen Menschen vor mir und die drei noch kommenden Kontrollen erahne ich noch nicht einmal. Bereits vor dem Eingang des Flughafens gibt es eine erste Gepäckkontrolle, vor die sich Menschen in einer langen Schlange anstellen. Hier piept noch nichts.
Dann trennen sich auch die letzten Wege von Reisenden. Ich muss weiter zu den Inlandsflügen, meine Mitbewohnerin geht mit den restlichen Businsassen zum Internationalen Gate Richtung Nepal. Ciao, es war toll mit Dir.
Problem Nr. 1: Die Schlange am Check-In ist ewig lang
Ohne nachzudenken entscheide ich mich für den Baggage Drop-Schalter, der mir am nächsten ist. Ob das die richtige Wahl war?
Die Schlange ist unfassbar lang. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaue ich auf die Uhr: Nur noch 45 Minuten bis zum Boarding. Ich tippe drei Personen vor mir an. Zeige auf die Uhrzeit auf meinem Ticket und gebe zu verstehen, dass sie mich doch bitte vorlassen soll. Gott sei Dank, versteht man mich hier das allererste Mal auch ohne Worte. Ich werde vorgelassen.
Problem Nr. 2: Problemkind Backpack
Als mein Gepäck aufgegeben wird, soll ich kurz warten. Es piept. Mein Backpack wird wieder nach vorne geholt. Irgendwas ist da wohl drin, was nicht in Ordnung ist. Was es ist, kann mir keiner sage. Ich vermute das Pfefferspray. Ich krame es schnell hervor und werfe es der Kontrolleurin zu. Sie will wissen, was es ist. Ich sage: „Spray against dogs“. Sie versteht nicht und wirft es weg.
Der Backpack geht noch einmal auf das Band. Wieder piept es. Dieses Mal sind sie gütig und lassen mich passieren. Wahrscheinlich ist es die lose Batterie in meinem Kosmetikbeutel.
Problem Nr. 3: Ich bekomme einen Stempel auf meinen Boardingpass und verstehe die Botschaft nicht
Ich renne hoch zur Sicherheitskontrolle und versuche wieder meinen Trick von vorhin anzuwenden. Dieses Mal funktioniert es leider nicht, die Dame vor mir sitzt mit mir im selben Flieger.
Noch 25 Minuten bis zum Boarding. Mir wird der nächste Zugang verweigert. Die Dame unten am Schalter hatte einen Stempel auf meinen Boarding Pass gedrückt und irgendwas von vier gesagt. Mein Flieger geht von Gate 4. Das scheint es wohl nicht gewesen zu sein. Ich weiß nicht, was sie von mir will.
Die sehr abgefucked-guckende Frau, man kann es anders einfach nicht sagen, will mich wieder wegschicken. Irgendwo hin, wo ich irgendwas machen soll. Ich bleibe stehen, flehe sie an, mit mir mitzukommen, weil ich sie nicht verstehe, mir kommen schon wieder Tränen. Sie nimmt sich ein Herz und nötigt ihre Kollegin, mich zu begleiten. Ich kann ihr Augenverdrehen förmlich spüren. Kein Lächeln, kein nichts. Ganz gemütlich schleicht sie mit mir die Treppen wieder herunter. Hier ist ein Schalter 4. Die Dame dort schreibt meine Passnummer auf den Boarding Pass und händigt ihn uns wieder aus. Das war‘s? Das ist doch ein Witz. Im Schneckentempo geht es wieder hoch. Immerhin muss ich nicht anstehen und darf direkt durch die Kontrolle.
Noch 5 Minuten. Geschafft.
Pandas in China – ein Lichtblick
Zwei Stunden später lande ich gegen 12 Uhr Mittag in Chengdu. Ein Direktflug nach Bangkok war mir zu teuer, außerdem wollte ich unbedingt noch die Pandas in China bzw. im Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding mitnehmen. Also buchte ich mir den Flug mit der längsten Umsteigezeit: 11 Stunden. Als ich mein Gepäck im Aufbewahrungsbereich des Flughafens abgebe (dank unfreundlichem und nichts wissendem Personal dauert das auch noch einmal 1 ½ Stunden), frage ich mich, warum ich mir das antue. Ankunftszeit in Bangkok: morgen früh um 2.30 Uhr.
Vom Flughafen brauche ich über eine Stunde, bis ich endlich im Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding ankomme. Der gelbe Panda Shuttle Bus bringt mich von der Bahnstation Panda Avenue (heißt echt so) direkt bis zur Research Base. Mittlerweile ist es 15 Uhr. Ich habe also noch eine Stunde Zeit, den wirklich riesigen Park anzuschauen. Dieser hat zwar bis 17 Uhr auf, doch werden die Pandas bereits um 16 Uhr in ihre Nachtunterkunft geholt.
Pandas in China: Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding
Also schnell das Ticket gekauft und los. Oder auch nicht. Bis zum ersten Pandagehäge ist es ein ganzes Stück zu laufen. Es ergibt also Sinn, mit dem Parkshuttle zu fahren. Hier steht nur immer noch (!) eine ziemlich lange Schlange an. Ich brauche 20 Minuten, bis ich im endlich im Shuttle sitze. Kurze Zeit später werden wir am letzten Ende des Parks herausgelassen. Schnell stürme ich in die erste Anlage. Und werde fürstlich belohnt!
Pandas vorm Aussterben schützen
China ist das einzige Land, in dem Pandas noch in der freien Wildbahn leben. Aber auch ihr Bestand nimmt zusehends ab. Das Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding trägt einen großen Teil dazu bei, Pandas in China vor dem Aussterben zu schützen. Klar, das Areal erinnert ein wenig an einen Zoo. Aber die Tiere haben bei weitem viel mehr Platz und eine wirklich sehr natürliche Umgebung.
Neben dem Anschauen geht es vor allem darum, die Tiere zu erforschen und zu züchten. Mittlerweile leben über 100 Pandas hier. Und die Zahl steigt. Während das Muttertier in der Wildbahn immer nur ein Pandababy aufzieht und die restlichen Babys tatsächlich verstoßen würde, werden hier alle Babys am Leben gehalten. Abwechselnd liegen sie in der Brutstationen oder werden der Mutter gegeben. Und es funktioniert.
Glücksmoment: von Babypandas und …
Womit ich also belohnt wurde? Am Ende des Parkes befindet sich das Panda Geburtshaus. Und weil August und September Brutzeit der Pandas in China ist, blicke ich auf zwei wenige Wochen alte Panda-Babys. Friedlich schlafend in ihrem Brutkasten.
Irgendwann kann ich mich dann auch noch losreißen und renne zu den anderen Pandas: zur Kinderkrippe, zu den Junggesellen und den Erwachsenen. Von winzig über mittel bis riesig, jeder einzelne Panda ist zum Knuddeln. Ich habe Glück, dass die nacht- und dämmerungsaktiven Pandas nicht nur faul herumliegen. Manche essen, andere klettern auf einen Baum oder rollen über einander rüber. Ich könnte ihnen ewig zu schauen.
… Roten Pandas
Auf dem Rückweg gehe ich noch an dem Gehege der roten Pandas vorbei. Einer meiner liebsten Tiere im Übrigen! Der Kindergarten wird zu meiner großen Trauer nur leider gerade renoviert. Ich schaffe es trotzdem zwei erwachsene Tiere zu sehen. Schade, dass die Chinesen sich selbst wie Tiere aufführen, laut schreien und klatschen, um die kleinen Pandas anzulocken. Komisch. Hat nicht geklappt. Und sie laufen so schnell weg, wie sie eben gekommen sind.
Countdown: Die letzten Stunden in China sind angebrochen
Es ist nun 17 Uhr. Viele Menschen sind noch im Park. Ich möchte gerne wieder so zum Flughafen, wie ich auch hergekommen bin. Blöd nur, dass der gelbe Panda Shuttle Bus scheinbar nur bis 16 Uhr fährt. Wieder werde ich von Unfreundlichkeit überhäuft und man zeigt nur genervt auf eine andere Busstation. Wo wieder alles nur auf Chinesisch ist. Ein chinesisches Paar versucht mir per Übersetzungs- und Navigations-App zu helfen – ohne Erfolg.
Mich rettet mal wieder die wundervolle App Maps.Me. Die zeigt mir sogar an, welche Bus-Nummern wo halten. Ich kombiniere und steige in den nächsten Bus. Und der fährt auch noch bis zur Panda Avenue. Ein bisschen Glück zum Schluss muss doch auch sein.
Warum Kreditkarten doch glücklich machen
Mittlerweile haben wir es 18.30 Uhr und ich bin zurück am Flughafen von Chengdu. Ich hole mein Gepäck ab und kratze meine letzten Yuans zusammen. Es reicht noch für ein paar Oreos, einen abgepackten Pancake mit Süßkartoffelmouse gefüllt und eine warme Wonton-Suppe beim Schnellimbiss. Jetzt heißt es zwei Stunden Zeit totschlagen bis zum Check-in. Dieses Mal läuft auch alles ohne Probleme.
Als ich durch die Sicherheitskontrolle bin, eine wahre Erleuchtung: Ich kann endlich wieder mit Kreditkarte zahlen. Ich kann mein Glück kaum fassen. Kein Bargeld, keine App wie Line oder WeChat, keine chinesische Telefonnummer. Einfach nur meine Plastikkarte. Nicht hungrig, aber lüstern auf Süßes und Kreditkarten-Nutzung bestelle ich ein letztes Mal einen Iced Green Tea (ohne Sahne) und ein Karamell-Küchlein bei Starbucks.
Flug Richtung Heimat – Bangkok, ich bin fast schon wieder da
Mit Liebe im Bauch und im Herzen, steige ich in den Flieger Richtung Thailand. In nur drei Stunden bin ich wieder in meiner alten Studentenstadt. Und ich freue mich unfassbar darauf, Heim zu kommen.
Meine Ausgaben heute: Was kostet China?
- Flug Lhasa – Chengdu – Bangkok: 237,99 € (für nur 4 Stunde Flugzeit, Flüge aus und nach Lhasa sind unfassbar teuer)
- Bahnticket Return zum Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding: 1,83 €
- Busticket Return zur Bahnstation Panda Avenue: eigentlich 0,52 €, aber weil ich kein Kleingeld hatte 0,91 €
- Eintritt Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding: 7,19 €
- Shuttle Bus im Park: 1,31 €
- Schließfach am Flughafen für bis zu 5 Stunden: 1,57 €
- Abendessen am Flughafen:
- Wonton-Suppe: 2,61 €
- ein abgepackter Pancake (0,52 €) & Minipackung Oreos (0,65 €)
- Starbucks Iced Green Tea & Karamell-Küchlein: 8 €