Der zweite Tag in Folge klingelt mein Wecker weit vor 6 Uhr. Dieses Mal springe ich wieder voller Vorfreude aus dem Bett. Heute werden mein Travel Buddy und ich zur Gokusho Offering Hall gehen. Diese steht im heiligsten Teil Koyas direkt vor dem Mausoleum Kobo Daishis. Jeden Tag führen hier die Mönche ein Morgen-Gebet von 6 bis 7 Uhr durch. Dafür bereiten sie ein Frühstück als Opfergabe vor und bringen diese mit in die Gebetshalle.
Koya-Reisetipp Nr. 6: Morning-Prayer der Mönche miterleben
Weil wir nur eine handvoll Ausländer und von Beginn an dort sind, dürfen wir uns direkt vor den Altar setzen. Eine Stunde lang versuche ich den Gesängen im Schneidersitz beizuwohnen – bis mir nach 30 Minuten der linke Fuß einschläft. Positionswechsel.
Zwischenzeitlich schließe ich die Augen, wie ich es gestern vom Mönch Nuri gelernt habe. Nur halb zu, damit meine Konzentration nicht zu sehr nach innen, aber auch nicht zu sehr nach außen geht.
Die Gesänge sind mal schneller, mal langsamer, mal mit sehr tiefen Tönen, mal einzeln und mal zusammen. Es ist eine Aneinanderreihung an kurzen Mantras, die mit Melodie runtergerasselt werden. Was sie genau bedeuten, kann man mir nicht sagen. Scheinbar gibt es auch gar keine Übersetzung, weil sonst die Botschaft verloren ginge.
Koya-Reisetipp Nr. 7: Tempel-Hopping
Als der Morgengesang zu Ende ist, verbeugen wir uns vor den Mönchen und schreiten beflügelt, glücklich und ergriffen ins Hostel zurück. Hier genieße ich meinen wohl letzten Erdnussjelly auf Toast zum Frühstück.
Danach erkunde ich den Ort mitsamt seinen Tempeln. Statt der verbliebenen 117, konzentriere ich mich auf eine handvoll der Haupttempel und -sehenswürdigkeiten. Der Kongobuji Tempel war der Hauptsitz von Kobo Daishi und hat einige sehr beeindruckende Wandmalereien.
Ein paar Minuten entfernt steht das Wahrzeichen Koyasans, wenn man es so nennen kann: die Konpon Daito Pagode. Wie sollte es anders sein, auch dieses Gebäude steht aktuell unter Restaurierung. Die rote Fassade schaut trotzdem hervor.
Zum Schluss gehe ich noch zum Tor Daimon. Hier endet der 24 Kilometer lange Pilgerweg nach Koyasan.
Auf dem Weg zum Restaurant und zum Hostel schaue ich immer wieder in die Höfe der Temple-Ins hinein. Einer ist schöner als der andere. Wer möchte nicht gerne in eine Yukata schlüpfen und hier im japanischen Garten seinen Grüntee trinken?
Koya-Reisetipp Nr. 8: Ein buddhistisches Shojin Ryori probieren
Zum Mittag möchte ich die Spezialität des Ortes probieren: Goma Tofu. Weil Mönchen strikt verboten ist, Fleisch oder Fisch zu essen, müssen sie ihre Proteien von wo anders herbekommen. Dafür gibt es Tofu und der Goma Tofu soll besonders viel davon haben.
Vorspeise: Goma Tofu
Es gibt ein Restaurant in Koyasan, das ganz und gar auf Tofu spezialisiert ist. Dort kann man den Panna Cotta-artigen Würfel für 2,15 € probieren. Man scheint wohl Sojasoße und Wasabi drauf zu träufeln. Zumindest bekomme ich die beiden Dinge dazugestellt. Der ersten Bissen ist überraschend gut. Der Tofu fühlt sich an wie stichfester Yoghurt oder Panna Cotta. Der zweite Bissen ist nicht mehr so gut. Und beim dritten möchte ich am liebsten alles wieder ausspucken. Ich finde es leider so schlimm, dass ich die Hälfte liegen lassen. Nein, das ist leider überhaupt nicht meins.
Einmal wie ein Mönch zu Mittag essen
Weiter dann zur Hauptspeise: Shojin Ryori, ein typisches Mittagessen der Mönche. Wer nicht im Tempel übernachtet, kann das im Chuoshokudo Sanbo-Restaurant für wenig Geld trotzdem ausprobieren. Meine beiden Favoriten waren leider schon eine Stunde nach Öffnung des Restaurants ausverkauft. Darum muss ich zu einem Gericht greifen, was den guten Goma Tofu beinhaltete. Nun gut, den lasse ich einfach links liegen.
Mein Resumée zum buddhistischen Veganismus
Mein Resumée: Ich werde jetzt doch kein Mönch mehr. Wahrscheinlich würde ich verhungern. Mir hat von dem Essen eigentlich nichts geschmeckt – und ich bin kein schlechter Esser. Es gab eine Art Suppe mit Gemüse und Tofu. Tofu und Gemüse waren gut. Aber die Suppe war stichfest und sah aus wie dieses eklige Gelee, das um Wurst drum herum ist. Dazu gab es … tja, vielleicht eingelegte Algenplättchen?
Dann gab es zwei Mal frittierten Tofu, der war gut. Und eine Sesamtpaste, die ein bisschen die Konsistenz vom Humus hatte. War auch okay. Dazu gab es eine Art Misosuppe und Reis mit Bohnen. Okay, okay. Ich bin aber froh, es nicht noch einmal essen zu müssen.
Alles schnell mit Grüntee runterspülen und auf zum Souveniershop, wo es mit meinem Koyasan World Heritage Pass einen 100 Yen-Gutschein gibt. Diesen haue ich für ein Armband auf den Kopf. Für 4,11 € habe ich nun ein (Mode-) Gebets-Armkettchen mit einen Rosenquarzsteinchen.
Koya-Reisetipp Nr. 9: Tagsüber über den Okunoin-Friedhof laufen und die Torodo Hall der 10.000 Laternen besichtigen
Zum Schluss bin ich noch ein letztes Mal über den Okuoin-Friedhof gelaufen. Es sind viele Bilder von Straßenlaternen, Steintorri und moosbedeckten Buddha-Figuren entstanden. Mein Ziel: die Torodo-Halle am Ende des Friedhofes. Dort hängen wohl 20.000 Lampen, die sich gerade aufladen, um später unter das Dach gehängt zu werden. Durch das Sonnenlicht konnte man leider nicht so viel erkennen, abends sieht es hier drin aber sicher wunderschön aus.
Fahrt von Koyasan nach Kyoto
Um 15 Uhr trete ich dann meine vierstündige Reise nach Kyoto an. Dort werde ich endlich meinen Heiko nach drei Wochen wiedersehen. Ich freue mich schon auf die tollen Momente, die wir zusammen erleben werden. Die Fahrt lief wie immer wie am Schnürchen.
Und auch das Piece Hostel ist richtig toll. Es gibt eine Bar mit „kawaii“-Cocktails (Eistee mit Pfirsich-Likeur), Happy Hour, wöchentliche Kochevents, eine riesige, sehr gut ausgestattete Küche. Und das beste: ein mega gutes Frühstück. Also für ein Hostel der Wahnsinn: Toast, Croissants, Teilchen, Eier, Salat, Kartoffelsalat, Eiersuppe, Reis mit Curry und manchmal Pancakes. Und da sagt mir die Mitarbeiterin noch, das Frühstück sei nichts besonders.
Meine Japan Ausgaben heute
Was kostet Koya-san?
- Gebetsarmband, aber eigentlich nur Modeschmuck: 4,11 €
- Goma-Tofu zum Probieren: 2,12 €
- buddhistisches Shojin Ryori zum Mittagessen: 11,02 €
- Goma-Tofu
- stichfeste Suppe mit eingelegtem Gemüse
- frittiertes Tofu und Gemüse
- Algenplättchen
- Reis mit Sojabohnen
- Eintritt zum Kongobuji Tempel: 3,39 €
- Eintritt zur Konpon Daito Pagode: 0,85 €
Meine Japan Ausgaben heute
Was kostet Kyoto?
- Doppelzimmer im Hostel in Kyoto (Kyoto Piece Hostel): 63,25 € + 1,71 € Kurtaxe p.P.
- Kyoto war der einzige Ort in Japan, wo eine Kurtaxe fällig wurde.
- 10 Gyoza zum Abendessen: 2,88 €
- Kawaii Cocktail im Hostel: 2,56 €
- Heiko landet 2 Stunden später-7/11-Notfallpaket: 7,69 €
- Bier
- Wein im Einwegglas
- 4 Sushi-Stücke
- Käsekuchen
- Lieblingseis