Nach drei Wochen ist mein Freund Heiko endlich nach Japan gekommen, um mich für drei Wochen auf meiner Reise zu begleiten. Zusammen erkunden wir Kyoto, Tokyo und Okinawa. Nach zwei Stunden Verspätung kommt er endlich um 0.30 Uhr an. Schnell noch mit Bier und Wein aus dem Einmachglas angestoßen und ab ins Bett. Morgen und übermorgen werden wir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten in Kyoto abklappern. Ich habe davon schon fast alle gesehen, freue mich aber wieder da zu sein. Kyoto kann man einfach immer wieder machen. Hier kommen meine ersten Kyoto-Reisetipps.
Heute früh gehen wir es gemütlich an. Zum Frühstück habe ich mich riesig über ein gekochtes Ei und richtigen Salat gefreut. Um 11 Uhr geht es mit dem lokalen Zug in 15 Minuten nach Arashiyama. Hier gibt es einen Bambuswald, der sicherlich ein Instagram-Highlight ist. Letztes Mal wusste ich noch gar nichts davon. Angekommen, sehe ich den Wald vor Touris kaum. Es ist wirklich einiges los, sodass ein Bild ohne Menschen kaum möglich ist. Wir laufen ein wenig hin und her, schauen uns noch den Schrein an, der maßlos überfüllt ist. Und gehen ein wenig enttäuscht zurück. Ist nett hier, aber irgendwie kann man es so nicht richtig genießen.
Kyoto-Reisetipp Nr. 1: Der Bambuswald beim Nembutsu-ji Tempel
Um das beste aus dem Ausflug zu machen, gehen wir noch zum Nembutsu-ji Tempel. Den Kyoto-Reisetipp habe ich auf dem Blog von 22places gelesen. Die waren auch etwas enttäuscht und meinten, dass dieser Tempel alles wieder wett gemacht hat. Also laufen wir 25 Minuten nordwestlich. Vorbei an süßen Wohnhäusern, einem großen Holztempel, Wäldern und Flüsschen. Die letzten Stufen gemeistert und oben angekommen: mein Highlight des Tages.
Der Tempel bei Adashino ist eigentlich für seine 8.000 Steinfiguren, die Buddhas darstellen sollen, bekannt. Auch findet hier einmal im Jahr das Sento-kuyo Fest statt. Dann werden tausende Kerzen angezündet und seinen Vorfahren gehuldigt. Aber es gibt hinten raus auch – na, was wohl? – einen Bambuswald! Einen menschenleeren Bambuswald sollte ich betonen. Hier hat man die unfassbar hohen und schmalen Bambusbäume für sich ganz alleine.
Zurück dampfen uns schon die Füße. Also entscheiden wir, mit einem Taxi für 7,- € zur Saga-Arashiyama Station zurück zu fahren. Auch Taxifahren ist in Japan ein Erlebnis. Die Türen öffnen sich von alleine und innen ist alles mit weißer Spitze ausgelegt.
Kyoto-Reisetipp Nr. 2: Der goldene Kinkaku-ji Tempel
Weiter geht es zum Kinkaku-ji Tempel – oder auch besser bekannt als der Golden Temple. Warum? Weil er tatsächlich komplett mit Blattgold umhüllt ist. Der Zen-Tempel war die Ruhestand-Residenz des japanischen Oberbefehlshaber Ashikaga Yoshimitsu. In der Kitayama-Epoche gebaut, spiegelt es mit seiner goldenen Erscheinung die Extravaganz dieser wieder.
Zu diesen kommt man von Arashiyama aus auch irgendwie mehr recht als schlecht hin. Also nehmen wir uns wieder ein Taxi von der Nijojo-mae Station für 14,28 €. Ich hab´s ja. „Flashpacker“ heißt es neudeutsch.
Am Tempel angekommen bin ich richtig schockiert darüber, wie unfassbar viele Menschen hier durchgeschoben werden. Vor vier Jahren war ich schon einmal hier und es war vielleicht die Hälfte von heute anwesend. Und das sogar zur Kirschblütenzeit! Japan muss einen richtigen Hype erhalten haben in den letzten Jahren.
Wir machen also unser obligatorisches Touri-Bild und laufen der Schlange hinterher. Man wandert einmal um den Tempel herum, den man leider nicht sehr nahe kommen darf. Es ist verrückt, was hier los ist, nur weil der Tempel gold ist.
Wir beschließen also, auf Rügen einen Leuchtturm hinzusetzen und ihn gold anzumalen. Das wird Massen nach Rügen bringen und den Tourismus noch einmal richtig ankurbeln. Pures Instagold. Wir philosophieren darüber, inwiefern Instagram und seine Influencer wohl auch den Tourismus verändern. Und wie viele Menschen noch viel mehr nach dem Motto: „Been there, seen that“ reisen.
Wir laufen weiter und sehen eine Menschentraube Taler in eine vor ihnen gegrabene Kuhle im Boden plus einer weiteren Schale, wohl für doppelte Gewinnchancen, schmeißen. Das wird es auch bei unserem goldenen Leuchtturm geben. Bringt einiges an Geld und ist sehr simpel umzusetzen.
Kyoto-Reisetipp Nr. 3: Matcha- und Grün Tee-Eis
Kyoto scheint Matcha-Hochburg zu sein. Man bekommt hier wirklich alles aus dem grünen Zeug. Und ich lieb’s. Zum Schluss gibt es also mein obligatorisches Grün Tee-Eis, was ich hier fast jeden Tag vertilge. Danach sind wir doch echt k.o. und fahren zurück ins Hostel.
Kyoto-Reisetipp Nr. 4: Okonomiyaki Kyoto-Style bei Yamamoto Mambo essen
Weil ich es in Osaka verpasst habe, Okonomiyaki Osaka-Style zu probieren, müssen wir das heute Abend dringends nachholen. Wir ergoogeln ein Restaurant und: Treffer! Mein zweites Highlight und liebster kulinarischer Kyoto-Reisetipp heute heißt: Yamamoto Mambo. Es ist ein winziges Restaurant, was gut versteckt ist. Man geht durch die Kyoto Station Richtung Kyoto Tower, biegt dann rechts ab und läuft gerade aus, bis man zu einer Brücke (Takakura Kosenkyo) zurück Richtung Station kommt. Das Restaurant ist direkt links unter dieser Brücke.
Von außen sieht es irgendwie geschlossen aus. Wir hören aber Lachen von innen und die Bewertungen auf Tripadvisor waren auch sehr gut. Also: Allen Mut zusammen genommen und den Kopf in den Raum gesteckt. Es kommt uns warme, rauchige Luft entgegen. Der Raum ist in Nebel umhüllt. „2 people? Come in, come in“. Drin sieht es aus wie in den 90er Jahren. Holzverkleidung an den Wänden mit vergilbten Postern und vergessenen Stars, ein roter Teppichboden, alte Tische und ein noch älteres Telefon aus einer pinken Barbiewelt. Wir werden später direkt an die Kochplatte gesetzt. Livecooking. Wir bestellen „Manboyaki“, Okonomiyaki Kyoto-Style oder auch einfach nach dem Inhaber des Restaurant benannt. Was für ein Unterschied zum Osaka- oder Kensei-Style besteht, konnte man uns nicht sagen. „Different“. Ah, okay. Für 8,- € gibt es einen großen Pfannkuchen, der aus einzeln zubereiteten Schichten besteht:
- Eine Art Eierkuchenteig als Basis, angebraten.
- Darauf kommt eine Hälfte chinesische Nudeln, eine Hälfte Udonnudeln, die vorher schon mit einer braunen Paste beschmiert wurde.
- Es wird Kohl angebraten und ebenfalls auf die Nudeln gelegt.
- Darauf dann eine weiße Soße (wahrscheinlich Mayo, das lieben die hier) und ein Ei.
- Alles einmal umdrehen, damit das Ei angebraten ist. Fertig.
Yamamoto schiebt uns die beiden fertigen Okonomiyaki zu unserem Teil der Gussplatte. Mit einem Spachtel achteln wir den Pancake und schieben uns die Stücke auf eine kleines Tellerchen, um sie mit Stäbchen zu verspeisen.
Als Nachtisch schenkt uns Yamamoto auch noch eine kleine Flasche Sake. Eine Spezialität aus Kyoto. Schmeckt mir überraschend gut. Den Rest dürfen wir kostenlos mit nach Hause nehmen. So lieb. So gastfreundlich. Zum Abschluss wird uns noch lange nachgewunken.
Kyoto-Reisetipp Nr. 5: Abends die Kyoto Station bewundern
Unser kleiner Verdauungsspaziergang führt uns hinter die Kyoto Station. Wir stehen jetzt direkt unter dem Kyoto Tower, der in schönem rot und weiß erstrahlt. Gegenüber gibt eine Aqualand- oder Sea Life-Attraktion eine Wassershow mit Musikuntermalung zum Besten.
Die Kyoto Station an sich ist auch schon eine Sehenswürdigkeit, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Architektonisch findet sich hier in jeder Ecke etwas. Auf der rechten Seite zieht sich eine lange Treppe bis hinauf zum „Skygarden“ auf der Dachterrasse. Abends werden hier Animes und kleine Cartoons mit lauter Musik auf den Stufen abgespielt. Alles ziemlich verrückt. Ganz oben im Skygarden hat man einen kleinen, feinen Blick auf Kyoto. Auf der anderen Seite findet sich das I love Kyoto-Schild.
Meine Ausgaben heute – Was kostet Kyoto?
- Return-Ticket Zug nach Arashiyama: 4,10 €
- Sushi-Snack 711: 1,11 €
- Taxifahrt vom Nembutsu-ji Tempel zur Saga-Arashiyama Station: 7,26 € (pro Taxi)
- Taxifahrt von der Nijojo-mae Station zum Golden Temple: 14,53 € (pro Taxi)
- Eintritt Golden Temple: 3,42 €
- Essen: große Potion Okonomiyaki plus ein Cocktail und geschenkter Sake: 12,- €