Meditieren im Waldkloster in Thailand Tag 1: Da hier in der Wat Pa Tam Wua Forest Monastery jeden Tage so viel und doch nichts passiert, werde ich einen typischen Tag hier in seine drei Teile aufteilen und pro Artikel über einen schreiben. Heute: Rice Offering an die Mönche und die erste Mahlzeit nach 19 Stunden fasten. Außerdem: Wer war Buddha überhaupt und was habe ich heute fürs Leben gelernt?
Eine kleine Geschichte über Buddha
Buddha war einst ein „einfacher“ Mensch. Er wurde wiedergeboren in einer reichen Königsfamilie. Direkt nach seiner Geburt konnte er bereits gehen und sprechen. Seine Tante sagte voraus, dass er ein heiliger Buddha werden wird. Dem Vater gefiel dies nicht und er überhäufte ihn mit Geld, Luxus und Frauen. Als er auf Reisen auf einen alten Mann, einen Kranken und einen Toten traf, wurde ihm bewusst: Alles ist vergänglich. Nichts hält für ewig. Kein Reichtum, keine Gesundheit, kein Schmuck.
Weisheit Nr. 1 aus dem Waldkloster in Thailand: Lebe im hier und jetzt
Darum muss man auch alles behandeln, als sei es schon weg bzw. kaputt. Dein Lieblingsglas wird irgendwann zerbrechen. Deine Lieblingskette wird irgendwann verloren gehen. Beziehungen halten, wenn auch nur aufgrund vom Tod, nicht ewig. Das im Kopf zu haben, macht es leichter, später los zu lassen. Vor allem macht es einem aber auch bewusst, im hier und jetzt zu leben. Und für alles dankbar zu sein, was man jetzt hat.
Der Buddha-to-be verließ also seine Familie und lebte ein minimalistisches Leben. Das genaue Gegenteil von seinem aktuellen. Er schnitt sich nicht mehr die Haare, aß kaum, trank wenig. Bis er nur noch Haut und Knochen war. Und da merkte er: auf alles zu verzichten ist auch nicht der Weg. Genau die Mitte. Das ist der Weg. Von nichts zu viel und nichts zu wenig.
Buddhistische Weisheit Nr. 2: Gehe den Mittelweg
Darum geht es auch in der Meditation. Sein Gleichgewicht zu finden. Zu wissen, was man wirklich braucht und damit gewissenshaft umzugehen. Müssen es 20 Paar Schuhe sein oder reichen auch fünf? Diese gut behandelt, halten sie ewig. Muss es wirklich die Designertasche sein? Im Buddhismus wird gelernt, sich an nichts zu sehr binden. Minimalistisch leben. Naja, daran arbeite ich noch. Schritt für Schritt.
Müsste ich wählen, würde ich Buddhistin sein
Das war die Geschichte Buddhas. Aus dem Buddhismus kann man so viel für sein Leben ziehen. Es ist keine Religion im klassischen Sinn. Es gibt keinen Personenkult. Jeder kann ein Buddha werden, die Erleuchtung finden.
Buddha gilt als Lehrer, der einem das Leben erklärt. Seine Doktrin sind nicht fest. Man soll sie sogar hinterfragen und für sein Leben prüfen. Denn darum geht es: die Wahrheit in der Welt herausfinden. Sich bewusst zu machen, wie die Dinge sind, warum sie so sind.
Und was ich besonders schön finde: Es geht darum, mehr Mitgefühl für alle Wesen um sich herum zu haben. Für eine bessere Welt.
Erste Hälfte des Tages im Waldkloster: Rice Offering und Frühstück
Nun lerne ich hier nicht mehr über Buddhismus. In erster Linie geht es um Meditation. Und die üben wir hier sechs Stunden am Tag.
Offiziell sollen wir um 5 Uhr aufstehen und in unserem Dorm eine Stunde meditieren. Da wir hier aber nicht kontrolliert werden und alles recht frei ist, schlafe ich bis 5.30 Uhr. Dann suche ich mir ein frisches weißes Outfit aus der Hütte neben an und bin pünktlich um 6.15 Uhr in der Dhamma Hall.
Eine viertel Stunde vor jeder Aktivität wird die Klangschale geläutet. Und mit ihr bellt und johlt der Klosterhund Pui fleißig mit. Wir setzen uns alle auf die ausgelegten Matten und Kissen. Wie ist egal: im Loutssitz, auf den Knien oder mit dem Po auf einem Klotz.
Rice Offering für die Mönche
In meinem Waldkloster in Thailand steht als erstes das Rice Offering an. Die Idee dahinter: Wir sollen lernen, zu geben ohne etwas zurück zu erwarten. Ich nehme mir also eine Schale mit gekochtem Reis und setze mich in die Reihe der Mädels.
Im Buddhismus ist es so, dass eine Frau nicht alleine in einem geschlossenen Raum mit einem Mönch reden darf. Wenn dann nur draußen und mit mindestens einer weiteren Person in der Nähe. Darum sitzen auch immer die Männer direkt vor den Mönchen, dahinter die Frauen. So reihen sich also auch erst die Männer am Anfang der Reiskette, dann kommen die Frauen. Es betreten sechs Mönche in ihren orange-braunen Umhängen die Dhamma Hall. Vor sich tragen sie eine große silberne Schüssel.
Ich bin schon ein bisschen aufgeregt etwas falsch zu machen. Nachdem ich aber die 30 Männer vor mir beobachtet habe, habe ich das Gefühl es verstanden zu haben:
- Wenn der erste Mönch in meine Nähe kommt, erhebe ich mich von meinem Kniesitz ganz auf die Knie. Das tut ganz schön weh, weil wir in diesem Teil ohne Kissen auf dem Fliesenboden knien.
- Ich nehme einen Löffel voller Reis und halte die Schale vor meine Stirn, sobald der erste Mönch vor mir steht. Ich traue mich gar nicht ihn anzugucken, aber ich glaube, das sollte man eh nicht tuen.
- Dann lege ich den Löffel Reis in die Schale hinein. Er zieht weiter, der zweite Mönch kommt. Bis der sechste vorbei gelaufen ist. Geschafft!
- Zum Schluss verharren wir wieder im Kniesitz, die Mönche segnen uns mit einem kurzem Sprachgesang und wir empfangen es mit den Händen in Lotusform vor unsere Brust gedrückt.
Endlich wieder essen nach 19 Stunden fasten: Frühstück!
Zwischen 6.45 und 7.45 Uhr ist Frühstückszeit in meinem Waldkloster in Thailand. Es gibt den restlichen Reis, ein Curry mit Süßkartoffel, Tofu und Kohl sowie Bohnen und Tofu. Deftig, typisch Thai. Lecker. Da es kein Abendbrot gibt hole ich mir gleich noch einmal nach und platze fast. Heute Abend werde ich mir das Überfressen wohl danken.
Als kleinen Verdauungsspaziergang laufe ich einmal den Weg entlang bis zum Ende der Anlage. Es ist einfach wunderschön. So unfassbar friedlich.
Das Wichtigste, was ich heute gelernt habe
In meinem Waldkloster in Thailand habe ich heute gelernt: Wir sind nicht unsere Gefühle. Wir sind nicht wütend oder einsam. Das sind nur Gefühle. Gefühle, die wir lernen können zu lenken. Wenn wir unseren Geist trainieren, dann können wir ihn hinter unsere Emotionen, Gedanken und körperlichen Befinden setzen. Ihn zuschauen lassen, wie im Kino. Ihn die Situation analysieren lassen, wie ein „Observer“. Und unsere negativen Emotionen und Gedanken verschwinden lassen.
Statt nächstes Mal auf meine Angst rauf zu springen und die Angst zu werden, muss ich in die Rolle des „Observers“ gehen: Ich muss mich ruhig hinsetzen, ein paar Mal tief ein- und ausatmen und auf meinen Körper konzentrieren (meditieren). Das Gefühl betrachten, es verstehen und es weiterziehen lassen – ohne dabei involviert zu werden. Klingt total einfach oder?