Heute heißt es schon „Bye, bye Hongkong“. Es war schön. Doch gießt es heute nun endlich wie angekündigt wie aus Eimern. Und dann tötet Heiko auch gerade noch eine Kakerlake. Es ist Zeit zu gehen. Wobei ich jedem empfehlen würde, mindesten vier volle Tage für Hongkong einzuplanen. Nun steht also wirklich die Ankunft in China bevor. Ich bin auf den schlimmsten Kulturschock vorbereitet. Und habe ihn doch irgendwie unterschätzt. 4 Reisetipps, um den Start in Guilin gut zu gestalten.
Ankunft in China: Mit dem Highspeed-Train von Hongkong nach Guilin
Unser Highspeed-Zug fährt zwar erst um 12 Uhr nach Guilin, wir verlassen trotzdem schon extra früh unser Hotel. Denn: Wir müssen noch unsere reservierten Zugtickets vom Schalter abholen und dann durch die Grenzkontrolle. Es ist also von der Vorbereitung her ein bisschen wie fliegen. Wir haben am ersten Tag in Hongkong etwas zu viel Geld abgehoben (China hat eine andere Währung) und geben es nun für ein sehr ausgiebiges Frühstück am Bahnhof aus. Für 23,97 € gibt es:
- Café Latte medium
- Strawberry Green Lemon Ice Tea
- Banana Cake
- je 2 Sandwiches mit Ham and Cheese und Ei
- je 2 Blaubeer-Yoghurts mit Granola
- Mangosaft
Auch wenn auf 30 Passagiere nur ein Beamter kommt, läuft die Immigration schnell und ohne Probleme. Und nach 3 ½ Stunden Zugfahrt vorbei an unseren ersten Karsteinfelsen, sind wir dann auch schon in China.
Nicht so ohne: Kulturschock in China
Ich möchte es nicht so schwarz-weiß sehen, aber ich möchte auch ehrlich sein. Vielleicht hatten wir nur Pech, aber: Chinas Einwohner geben mir von der ersten Sekunde an ein unangenehmes bis trauriges Gefühl.
Ein unangenehmes Gefühl, weil sie laut schmatzen, ungeniert den Finger tief in die Nase bohren, ihre Popel wegschnippsen und tief ausholen, um ihre Spucke in hohen Bogen in den See oder auf die Straße zu rotzen. Außerdem sind sie sehr laut. Egal ob mit der eigenen Stimme oder wenn sie etwas auf ihrem Smartphone anschauen – ohne Kopfhörer und auf voller Lautstärke. Klischee erfüllt.
Ein trauriges Gefühl, weil ich China so unfreundlich wie in noch keinem anderen Land behandelt wurde. Wer Lust auf ein wenig Realität auf Reiseblogs hat, der kann hier bald lesen, warum ich mehr als einmal von Chinesen zum Weinen gebracht wurde (Okay, bin vielleicht auch sehr leicht am Wasser gebaut).
China-Reisetipp Nr. 1: Habe bereits bei Einreise mit dem Zug chinesisches Bargeld dabei
Wir treten also aus der Guilin Station und werden begrüßt von einer Meute Chinesen. Einer schreit lauter als der andere und versucht unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ich frage mich, wann es sich durchgesetzt hat, seine potenziellen Kunden grimmig anzugucken und sie dabei anzuschreien.
Sie sind alle Fahrer, die illegal Touristen von der Station in die Stadt fahren. Obwohl ich dieses Verhalten schon aus meinen Reisen durch Südostasien kenne, bin ich unfassbar genervt. Heiko nimmt alles total locker. Und ich frage mich, wer hier den Kulturschock hat, der Asien-Neuling oder der Asien-Fan.
Wir lassen sie alle links liegen und steuern auf den Taxistand zu. Bis uns einfällt: Wir haben gar kein Geld! Blöd, dass es hier an der Station keinen ATM gibt. Der nächste befindet sich wohl in der Innenstadt. Mit Kreditkarte zu bezahlen kann man in China vergessen.
Irgendwie landen wir dann im offiziell aussehenden Tourist Travel Service Center, die eine Fahrt in die Innenstadt für 12,77 € anbietet. Wir wissen: Die ziehen uns voll ab. Ihre Argumente:
- die Menschen draußen arbeiten alle illegal als private Fahrer (die nicht oder was?),
- unser Hotel liegt mitten im Nirgendwo (gelogen!),
- wir sind 12 Kilometer davon entfernt (wieder gelogen, es sind nur 7 Kilometer),
- ihr werdet in ganz Tibet niemanden finden (sagt auch alles über die politische Situation aus), der euch für 2,55 € (angeblich der echte Fahrpreis laut unserem Hostel) dort hin fährt.
Weil wir genervt sind von den lauernden illegalen Fahrern, kein Geld haben und die Sonne brennt, sagen wir nach einem harten Verhandlungskampf den 12,77 € zu. Der Fahrer bringt uns zum ATM und dann zum Hostel.
Die Zeit des Verhandelns und Übern-Tisch-gezogen-werden ist wieder angebrochen.
Guilin-Reisetipp Nr. 1: Unfassbar nettes und englisch-sprechendes Personal im Guilin Cyan Box Hostel
Im Guilin Cyan Box Hostel angekommen, treffen wir auf großartiges Personal. Meine Laune und Hoffnung steigen. Wir bekommen ein Zitronenwasser und checken ein.
Endlich können wir auch unsere Wäsche waschen. Ich bin fast schon wieder am letzten Schlüppi umdrehen angekommen. Obwohl der Wäschetrockner kaputt ist und nun doppelt so lange braucht, kümmern sie sich um unsere Wäsche. Acht Stunden später können wir unsere unsere trockene Wäsche aus dem Gerät holen.
Sie buchen uns auch unser Return-Ticket zu den Reisterrassen morgen und machen uns Sandwiches für die Fahrt fertig.
Das Zimmer ist groß und sauber. Weil es nur 7,- € die Nacht kostet, buchen wir spontan die kommende Nacht noch dazu, obwohl wir morgen für zwei Tage nach Longsheng fahren. „Das ganze Zimmer kostet so viel, wie ein Schließfach in Japan“, so Heiko, der Flashpacker. Also einmal weniger packen und einen sicheren Platz für unsere Wertsachen haben.
Guilin-Reisetipp Nr. 2: Hebe genug Geld ab, damit Du 2 Wochen ohne ATM auskommst!
Guilin ist eine Großstadt, die man auch guten Gewissens skippen kann. Heute Abend ist sie aber ein gutes Zwischenlager für unseren Ausflug zu den Reisterrassen von Longsheng und der anschließenden Fahrt nach Yangshuo. Wie schon gesagt, in China kann man nichts mit der Kreditkarte zahlen. In den Reisterrassen von Longsheng, in Xingping, Fenghuang und auch Wulingyuan gibt es keine ATMs. Ohne das zu wissen, holen wir trotzdem zum Glück genügend Geld ab, um bis Zhangjiajie City durchzukommen.
Guilin-Reisetipp Nr. 3: Sonne- und Mond-Pagode bei Nacht
Ein paar Sehenswürdigkeiten gibt es aber auch hier: die Sonne und Mond-Pagoden am Rong Shan-See. Der Bus in die Innenstadt fahrt direkt vor dem Hostel ab. Da wir nicht auf den Busplan schauen, sondern blind nach Gefühl reinspringen, fahren wir erst einmal natürlich direkt in die falsche Richtung. Gut, dass das Ticket nur 0,26 € kostet.
Beim zweiten Versuch kommen wir dann richtig an. Wir holen noch einmal Geld und schlendern über die Rongyin Road bis zu den beiden Pagoden.
Weil es tagsüber so unerträglich heiß ist, spielt sich das ganze Leben Abends auf der Straße ab. Auch um 20 Uhr ist hier noch einiges los. Die Verkäufer rattern ihre Sprüche in einem nicht endenden Mantra herunter und klatschen dabei laut in die Hände. Das soll wohl Kunden reinholen. Hier gibt es endlich wieder meinen geliebten Mangoshake, fast gut schmeckende Süßigkeiten, viel getrocknetes Fleisch und eingelegtes Gemüse und Kräuter. Mein kulinarisches Highlight heute: mit Flüssigstickstoff hergestelltes Eis. Dabei wird flüssige Sahen in ein Becken mit Stickstoff gegeben. Und plötzlich hat man eine Eiskugel. Sie ist hart und ich muss die ganze Kugel mit einem Mal in den Mund stecken. Dann wird sie aber langsam wieder flüssig und schmeckt nach cremiger Erdbeersahne. Ziemlich cool.
Auch die beiden Pagoden sind super schön. Abends werden sie toll angeleuchtet. Wir laufen einmal komplett um den See und machen einen kurzen Stopp auf einem Holzsteg. Ach, wie romantisch. Danach gibt es Nudeln mit Ei auf kleinen Plastikstühlen bevor wir müde ins Bett fallen.
Meine Ausgaben heute: Was kostet Guilin?
Tjaa, leider leider ist meine Exceltabelle abgestürzt und hat alle meine Kosten für China gelöscht. Ich habe versucht etwas zu rekapitulieren. Ab Tibet habe ich wieder alles getracked. In Guilin haben wir pro Person 417,82 € abgehoben. Die Summe hat bis Zhangjiajie City gereicht.
- Zug von Hongkong nach Guilin: 60,70 €
- total überteuertes Taxi zum Hostel: 6,36 € p.P.
- 2 Nächte im Guilin Cyan Box Hostel (Doppelzimmer): 8 € p.P.
- Busfahrt in die Stadt: 0,90 €
- mit Flüssigstickstoff hergestelltes Eis: ? €
- Portion Nudeln: ? €
Meine Ausgaben heute – Was kostet Hongkong?
- Frühstück: 11,98 € – wir haben im Bahnhof alles versucht, um unser restliches Geld auf den Kopf zu hauen
2 Kommentare
Was hat Tibet mit Eurer Ankunft in Guilin zu tun?
Liebe Ulrike,
ich fand den Ausdruck auch richtig krass. Also … China hat Tibet gewaltvoll eingenommen und das Land für ein Teil Chinas erklärt. Da passieren schlimme Menschenrechtsverletzungen; Tibeter haben keinen Reisepass, dürfen das Land nicht verlassen; fast alle buddhistischen Klöster wurden zerstört und generell wird versucht, die tibetische Kultur zu zerstören. Ich kann mir nur vorstellen, dass auch Teile der chinesische Bevölkerung den Tibetern eher mit Vorurteilen gegenüberstehen und dann eben solch verachtende Ausdrücke bei rum kommen. Mehr zum China-Tibet-Konflikt habe ich in meinen Tibet-Artikeln runtergeschrieben. Schau mal hier: https://www.travellerin.de/ostasien/tibet/
Viele Grüße
Lisa